Sonntag, 29. März 2009

Weiter - Hundewelpen und ein kleines Problem mit der Zeitumstellung

28.03.2009:

Lege um 10.30 Uhr (knapp drei Stunden vor HW) ab. Es nieselt; die Sicht ist nur mäßig. Der Wind hat deutlich nachgelassen.

13.00 Uhr - Ankunft auf Spiekeroog. Der Hauptsteg ist noch drin; ansonsten das nun schon bekannte Spiel: kein Strom, kein Wasser, keine Duschen, keine Müllcontainer... Landgang – trotz des Wetters (dagegen bin ich inzwischen schon fast immun). Der Beerdingungsschirm meines Vaters (weiß der Henker, warum der an Bord gelandet ist) hat mir in den letzten Wochen gute Dienste geleistet. Auf Langeoog ist er nun endgültig auseinander gefallen. Jetzt bin ich beim zweiten Modell: Ein Kinderschirm mit Hundewelpen! Süß, oder...?

Im Ort gibt es die Möglichkeit, in einem gemütlichen Café mit dem eigenen Notebook ins Internet zu gehen. Sehr verlockend! Hole schnell mein Notebook und surfe bei einem Becher Milchkaffee. Schreibe in Ruhe Emails und hole den Wetterbericht für die nächsten Tage ein. Das Wetter soll sich bessern. Das wäre schön! Lese die Kommentare zu meiner Homepage. Sehr nett! Sogar eine Freundin aus Jugendtagen, die inzwischen in Hessen lebt, hat meine Seite gefunden und mir geschrieben. (Hallo Anne) Abends eine kleine Putz- und Aufräumstunde. Morgen fahre ich weiter nach Harlesiel.

29.03.2009:


Stehe früh auf. Will auf keinen Fall das schöne Wetter verpassen! Und tatsächlich: Die Sonne scheint!! Ofen an, nur einen schnellen Kaffee und dann erst mal raus zum Walken. Begegne einem alten Bekannten...meinem Schatten.(Lange nicht gesehen.) Später geht´s dann noch mal in das gemütliche Café (mit Internet).

„Wieso zeigt mein Notebook eigentlich 11.30 Uhr an; es ist doch erst halb elf?“ denke ich. Zeitumstellung vergessen! In einer viertel Stunde will ich eigentlich ablegen! Schnell wird alles zu­sam­men­ge­packt und dann ab zum Hafen, Motor an und Leinen los. Es ist herrlichstes Wetter und eine tolle Sicht.

Brauche drei Stunden bis Harlesiel. Dort erst mal der obligatorische Landgang. Finde ein Schwimmbad in Carolinensiel (oder was kommt nach Harlesiel?). Zurück zum Schiff und erst mal frühstücken. Es ist inzwischen 16.30 Uhr. Die Zeitumstellung hat mich völlig durch­ein­an­der gebracht. Danach nutze ich die Zeit noch für einen Besuch im Schwimmbad. Erwarte Michel erst am Abend.

Freitag, 27. März 2009

„Sandbank-Hopping“ nach Langeoog?

26.03.2009:

Lege um viertel vor acht (bei halber Tide) ab. 4262 Motorenstunden. Die Sicht ist gut;es weht etwa mit 4 Windstärken mit einigen Böen. Motore mit 5-6 Knoten durchs Watt. Im Norderneyer Watt ist das Wasser etwa zwei Stunden vor HW zwischen 1,50 m und 2,70 m tief (der östliche Teil ist am flachsten). Erreiche die B6 gegen viertel vor elf. Auch das Baltrumer Watt überquere ich ca. eine Stunde vor HW ohne Grundberührung. Endlich mal! Nach meinen ersten Fahrten dachte ich schon, ich erfinde gerade eine neue Form des Rei­sens: „Sandbank-Hopping“...


Mache gegen 12.00 Uhr auf Langeoog fest. Ein paar Langeooger liegen schon im Wasser; ansonsten ist der Hafen leer. Das hat den großen Vorteil, dass das Anlegen überhaupt kein Problem ist. Alles ist frei, und ich kann mir in Ruhe einen vom Wind her günstigen Platz zum Anlegen aussuchen. Kaum liege ich fest, fängt es auch schon an zu regnen. Da bin ich doch froh, dass ich nicht weitergefahren bin bis Spiekeroog, zumal sich mit dem Regen auch die Sicht ver­schlech­tert.

Später mache ich trotz des Wetters – warm eingemummelt – einen Spaziergang in den Ort, kaufe dort das Nötigste ein (nämlich eine Birne, eine Banane und eine Postkarte) und erkundige mich nach den Öffnungszeiten für die Sauna. Am liebsten würde ich gleich heute hingehen, aber dazu ist es schon zu spät. Auf Langeoog habe ich zum ersten Mal keinen Strom – und somit auch kein Radio. Schade, aber nicht zu ändern. Heize das Schiff mit zwei Öfen gut ein (Spitzentemperatur 32 Grad!) und mache es mir mit meiner Wolldecke und dem Buch gemütlich.

27.03.2009:
Wache zeitig auf. Die Wellen plätschern gegen die Bordwand, und der Wind pfeift ganz ordentlich. Urgemütlich in der Koje. Ich mag gar nicht aufstehen, weil - dann ist es erst mal kalt. Irgendwann über­winde ich mich dann doch (der Kaffeedurst treibt mich raus). Schnell die Öfen an und Wasser aufsetzten, dann unter die Wolldecke und abwarten. Bald ist es warm, und der Kaffee ist fertig.


Ich vermisse mein geordnetes und geregeltes Landleben überhaupt nicht – wohl aber viele Menschen, mit denen ich im Alltag zu tun habe. Gerade in den letzten zwei Wochen habe ich oft an meine (jetzigen und ehemaligen) Kollegen gedacht; sie hatten sicherlich viel um die Ohren. (Aber jetzt habt ihr es ja erst mal geschafft!) Im Moment kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass diese freie und sorglose Zeit einmal ein Ende haben wird. Aber darüber sollte ich jetzt vielleicht noch gar nicht nachdenken.

Heute vor vier Wochen bin ich losgefahren. Seitdem habe ich etwa 80 Seemeilen zurückgelegt. Wenn ich in diesem Schneckentempo weiterreise, komme ich etwa bis Kiel, dann müsste ich mich wieder auf den Rückweg begeben. Bis Danzig bräuchte ich etwa 40 Wochen (und noch mal 40 Wochen für den Rückweg). Ich glaube, ich muss noch mal mit meinem Chef sprechen...

Mittwoch, 25. März 2009

Kuschelige Wärme auf „Clabbydoo”

23.03.2009:

Stehe schon um halb sieben (!) auf, damit ich noch in Ruhe Kaffee trinken kann, bevor die „Verlege-Aktion“ beginnt. Es ist sehr stürmisch. Mein Bootsnachbar klopft um acht Uhr an. Der Steg kommt heute aufgrund des Windes nicht raus. Gehe zu Jörg – dem Hafenmeister – und kaufe mir acht Stunden Internetzugang. Jetzt habe ich Strom und Internet – ich lebe im Schlaraffenland!! Endlich kann ich mal in Ruhe Emails schreiben und Wetterberichte einholen.

Nachmittags klart es auf; solche guten Wetterphasen nutze ich immer sofort für einen Landgang. Die Sturmböen werden immer heftiger; der Wind rüttelt an den Masten. Ich lege vorsichtshalber noch zwei Landleinen. Abends das übliche „Programm“: Lesen (z. Zt. „Das Lazarus Kind“) und Radio hören.

24. 03.2009:

Sonniges und stürmisches Wetter. Am späten Vormittag – ich kann`s kaum glauben – kommt ein Segler: „Clabbydoo“ aus Greetsiel; sie waren Sonntagabend schon auf Norderney, sind dann nach Spiekeroog gesegelt und heute wieder zurückgekommen. Numo und Schmitti gehen bei mir längsseits. Anlegertje. Endlich mal wieder Gesellschaft! Dann kommt sogar noch ein weiteres Schiff – ein älteres Ehepaar aus Hamburg auf dem Weg nach Frankreich.

Ich verlebe einen schönen Abend auf „Clabbydoo“. Während ich dort so gemütlich und kuschelig im Warmen sitze, kommt mir der Gedanke, dass ich auf meiner in die Jahre gekommenen „Muthje“ doch recht spartanisch lebe mit meinem Kohleofen, dem alten Radio und den immer noch reichlichen Leckstellen an Deck und besonders im Steuerhaus. Moderne Schiffe haben doch auch Vorteile... Die Zeit vergeht wie im Flug; es wird recht spät.

25. 03.2009:

Es schneit ins Steuerhaus; alles ist klamm, kalt und nass. Frühstück auf „Clabbydoo“; hier ist es warm, trocken und aufgeräumt. Numo und Schmitti legen im Schneeregen ab; sie wollen nach Juist. Schade eigentlich. Ich bleibe liegen. Ich möchte morgen nach Bensersiel oder Langeoog. Ich bin noch ziemlich müde und mir ist kalt. Ich krieg das Schiff kaum warm. In eine Wolldecke gehüllt trinke ich noch einen Cappuccino. Ich fürchte, mein erstes seelisches Tief droht... Ich will Sonne und Wärme!!
Wenig später ändert sich das Wetter. Es ist kaum noch Wind, und es klart auf. Schnell raus an die frische Luft! Meine Stimmung ver­bes­sert sich schlagartig. Ich gehe ein bisschen spazieren und hole mir den nächsten Kanister Diesel, da ich inzwischen nicht mehr davon aus­gehe, über Helgoland in die Elbe zu fahren. (Nicht mal die Greet­sieler sind mit der wesentlich besser aus­ge­rüs­te­ten „Clabbydoo“ nach Helgoland gesegelt.)

Nachmittags Kaffee trinken mit meinen Bootsnachbarn. Danach bezahle ich den Strom bei Herrn de Buhr. Bei der Gelegenheit kaufe ich mir doch lieber noch eine neuere Seekarte für die Überfahrt nach Cuxhaven. Danach noch mal Diesel holen. Anschließend einkaufen bei „Plus“. Dort gibt es fast nichts mehr. Die Regale sind wei­test­ge­hend leer geräumt. Der Markt wird geschlossen.

Abends essen kochen, lesen, Seekarten studieren. Da kündigt sich der nächste Besuch an: Michel kommt am Sonntag an Bord und fährt eine Weile mit. Ich bin sehr erleichtert. So muss ich die längere Strecke „Wangerooge – Cuxhaven“ nicht alleine bewältigen. Darüber hatte ich mir schon etliche Gedanken gemacht (darum auch die neuen Seekarten). Auf dieser Strecke kreuzt man einige Fahrwasser mit viel Berufsschifffahrt. Da ist es schon gut, wenn man zu zweit ist. Gehe heute mal früh ins Bett. Wünsche mir schöneres Wetter...

Sonntag, 22. März 2009

Vor der Saison - „Abenteuer” Norderney

19.03.2009:

Das Wetter ist gut, die Sicht klar. Ein letzter Landgang auf Juist. Peter Heiken kommt noch kurz vorbei. Lege bei halber Tide ab, Wind NO 3. Schon zwischen der ersten und zweiten Eistonne laufe ich auf. Bin ich etwa schon wieder falsch gefahren? Die Webcam kann mich jedenfalls nicht mehr erfassen; dazu bin ich schon zu weit entfernt. Die Fähre und der Versorger kommen mir entgegen. Komme wieder frei und warte die beiden erst mal ab. So kann ich auch gucken, ob ich die Tonnen richtig genommen habe. Ich hab tatsächlich alles richtig gemacht und bin einfach nur zu früh losgefahren.

Eine halbe Stunde später setze ich meine Fahrt fort und kann prob­lemlos die Wattfahrwasser passieren. Das Norderneyer Gatje ist verhältnismäßig zahm (das habe ich auch schon anders erlebt). Laufe gegen 16.30 Uhr (nach 2 ½ Stunden Fahrt unter Motor) im Nor­der­neyer Hafen ein. Die Stege sind noch nicht drin, aber der ehemalige Steg der „Dübbel & Jesse“-Werft ist noch da.

Dort liegen schon zwei (unbewohnte) Schiffe. Der Wind steht sehr günstig, um dort längsseits zu gehen. Das Anlegen klappt problemlos. Mache den Ofen an und gehe als nächstes zum Hafenmeister – der leider nicht da ist. Das Büro ist z. Zt. nur an zwei Tagen in der Woche besetzt, das nächste Mal am 23. 3. Bis dahin bin ich wahr­scheinlich nicht mehr hier. Müllcontainer gibt es auch noch nicht. Mittlerweile habe ich schon zwei Müllsäcke an Deck stehen. Langsam muss ich mir hierfür eine Lösung überlegen.

Vorerst vertage ich aber dieses Problemchen. Stattdessen teste ich, ob es wohl Strom gibt. Wieder mal habe ich Glück; der Strom ist nicht abgeschaltet. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so abhängig vom Landstrom sein würde. Aber die von Anke und Karsten geliehenen Bootsheizlüfter sind einfach genial! Außerdem gibt es da ja noch die elektrische Zahnbürste, die Digitalkamera, das Handy, das Notebook und das Radio, dass sich wie von Wunderhand selbst repariert hat, aber nur auf 220 Volt funktioniert. Und gerade das Radio ist in dieser Jahreszeit Gold wert, liefert es doch an manchen Tagen – abgesehen von Telefonaten – die einzigen menschlichen Stimmen, die ich zu hören bekomme! Verlebe meinen ersten gemütlichen Abend auf Norderney. Die Wetter­aus­sichten für die nächsten Tage sind sehr gut!

20. 03.2009:

Werde von der Sonne geweckt! Wunderbar!! Genieße mein morgend­liches Lotterleben in ganzen Zügen: Kaffee trinken, Radio hören, lesen, abwaschen, etwas aufräumen – damit kann ich Stunden ver­brin­gen. Später gehe ich mal einkaufen (hier gibt es einen guten „Plus-Markt“) und etwas Diesel tanken. Noch später geht es dann in die Stadt.

Das Notebook nehme ich mit, in der Hoffnung, mich irgendwo ins Internet einwählen zu können. Ich versuche es an verschiedensten Stellen, aber es gelingt einfach nicht. Schade! Norderney hat einen denkbar schlechten Service, was das Internet betrifft. Es gibt hier nur ein Internetcafé, das aber erst im Juni öffnet. Bei den Zugängen in der Kurverwaltung hat man nicht die Möglichkeit, mit dem USB Stick zu arbeiten. Bei einer Kurtaxe von drei Euro am Tag (am 15. 03. beginnt hier offiziell die Hauptsaison) ist das meiner Meinung nach schon ein Armutszeugnis.

Ach ja: Zum Thema „Kurtaxe“: In der Kurverwaltung (sie nennen es hier „Haus der Conversation“...) gibt es die Möglichkeit, mit der „Nor­derney-Card“ für 15 Minuten am Tag kostenfrei ins Internet zu gehen (wie gesagt: USB Stick ist nicht). Da ich auch noch in die Sauna möchte und diese mit der Karte um drei Euro ermäßigt ist, rechnet es sich für mich, den Kurbeitrag ordnungsgemäß zu bezahlen. Das ist aber auf Norderney gar nicht so einfach.

Ich erkläre dem freundlichen Beamten, dass ich gestern mit dem eigenen Schiff angereist bin und vorhabe am Sonntag wieder ab­zu­reisen, und bitte um die Karte. Er will sie mir nicht geben!! „Sie können mir ja alles Mögliche erzählen, wann sie hier angekommen sind und wann sie wieder abreisen“, gibt er ernsthaft zu be­den­ken, „die Karte erhalten sie beim Hafenmeister. Sie müssen sich anmelden!!“ Ich erkläre ihm, dass ich mich nicht anmelden kann, weil das Büro nicht besetzt ist, gebe ihm Recht, dass ich ihm natürlich alles mögliche erzählen kann, lade ihn auf einen Kaffee an Bord ein (damit er die Richtigkeit meiner Angaben ordnungsgemäß kon­trol­lieren kann) und bitte dennoch um diese blöde Karte. (Ich will nämlich ins Internet).

Nach langem Hin und Her – und viel Zögern seinerseits – bekomme ich die Karte. Sie kostet 11,50€ (5,50 Euro Pfand)! Wenn ich mich recht erinnere (an meine Kindertage), dann waren es auch die Norderneyer, die als erste eine Gebühr für das Betreten des Strandes erhoben haben. Aber was soll`s.

Ich schlecke mein erstes Eis – mit Handschuhen an. Kleiner Strand­spaziergang im Sonnenschein, danach zurück zum Boot. Abends genieße ich die Sauna (man nennt sie hier „Feuerebene“) – zum Abendtarif, alles andere sprengt mein Budget.

21. 03.2009:

Wieder Sonnenschein! Aus Jemgum erreichen mich nicht nur gute Nachrichten. Ich beschließe, meinen ursprünglichen Plan, morgen nach Baltrum zu fahren, zu ändern. Ich warte das herannahende Sturmtief lieber hier auf Norderney ab. Ich muss das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern.

Hermann Peters aus Juist kommt an Bord. Er ist auch schon mit seinem Schiff unterwegs. Obwohl wir uns gar nicht kannten, wollte er trotzdem „Tschüß“ sagen und sich erkundigen, ob bei mir an Bord alles in Ordnung ist. Ganz schön nett! Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile; ich bekomme noch einige wertvolle Tipps für die weitere Fahrt. Dann legt er ab; er muss zurück nach Juist.

Inzwischen ist es schon Mittag. Spaziere in die Stadt. Auf dem Weg dorthin begegne ich einem schwarzen (unangeleinten) Labrador nebst „Herr­chen“. Der große Hund guckt schon recht in­te­ressiert zu mir rüber und bewegt sich gefährlich in meine Richtung. Ich bleibe vorsichtshalber schon mal stehen. Große Hunde sind mir nicht so geheuer, erst recht nicht, wenn sie nicht angeleint sind.

„Der tut nichts! Der will nur spielen!“ erklärt mir sein Besitzer (den Spruch kennt man ja). Ich denke: „Ja, und zwar mit MEINEM Ober­schenkel...“. Aber der Hund ist tatsächlich zahm und hat offen­sichtlich gerade keinen Hunger. Zu dritt (Herrchen, Hund und ich) laufen wir in die Stadt, plaudern ganz nett (Herrchen und ich; Hund nicht) und stellen fest, dass wir gemeinsame Bekannte haben. So klein ist die Welt!

Abends koche ich mal was Besonderes; es gibt Rote-Beete-Spaghetti an Roquefortsauce:

100ml Milch mit 50 ml Wasser und 1 TL Maisstärke in einer Pfanne glatt­rühren. 100 g zerbröckelten Roquefort zugeben, bei schwacher Hitze auf­kochen. 3 Essl. grob gehackte Walnüsse zugeben. Die Sauce mit 100 ml Sahne verfeinern.

Für die Spaghetti 300 ml Wasser, etwas Salz und ½ l Rote-Beete-Saft aufkochen. Spaghetti al dente kochen; abgießen.

Mit Roquefort­würfeln und ½ Bund glatter, gehackter Petersilie garnieren. (für 4 Personen).


22. 03.2009:

Und noch mal Sonne; aber der Wind hat schon deutlich zu­ge­nom­men. Nutze das noch trockene Wetter für einen mehrstündigen Strand­spaziergang. Mittags gibt es Salat. Bekomme Besuch. Es ist der Eigner von dem Norderneyer Schiff neben mir. Es stellt sich heraus, dass ich seinen Strom angezapft habe. Außer­dem kommt morgen der Steg raus; d.h. ich muss verlegen. Da ich nur ungern alleine an die Spundwand möchte und der Mann – trotz des Stroms – noch recht freundlich ist, frage ich, ob wir nicht im Päckchen verlegen können (insgesamt drei Schiffe). Als ich ihm erkläre, dass ich alleine an Bord bin, willigt er sofort ein.

Ich habe bisher wirklich sehr viel Hilfsbereitschaft, Unterstützung und Wohlwollen erfahren! Nachmittags lege ich noch eine kleine „Putz­stunde“ ein. Ich entdecke immer noch wieder „Hal­len­staub“. So ein Boot schmutzt nämlich nach! Ein ähnliches Phänomen habe ich bei meinen Fingernägeln beobachtet: Wenn ich im Winter aus der Bootshalle komme und mir gründlich die Hände schrubbe, dann ist schon eine halbe Stunde später wieder Dreck unter den Finger­nägeln, selbst dann, wenn ich gar nichts angefasst habe.

Mittwoch, 18. März 2009

Ein kleiner Ausflug auf das Festland

11. – 14.03.2009:

Hafentage auf Juist – mit Spaziergängen, Fahrradtouren, Sauna, immer noch einräumen und viel lesen:
„Der Vorleser“ – sehr berührend / auch was für Männer;
„Höhenrausch“ – witzig / überhaupt nichts für Männer – höchstens als Lehrbuch für angehende Frauenversteher (aber so was wollen Frauen gar nicht).

Freitag ist der schönste Tag (blauer Himmel und Sonne; herrlich!). Treffe Ebs Hilf und seine Frau; wir unterhalten uns eine ganze Weile (endlich Gesprächspartner ). Ich wechsele die erste Fett­kar­tu­sche – ohne nennenswerte Ver­schmutz­un­gen...Peter Heiken kommt auf einen Kaffee vorbei. Ansonsten ist es eher ruhig. Juist schläft noch halbwegs; etliche Geschäfte haben reduzierte Öffnungszeiten; einige Läden sind noch gar nicht auf. Menschen sind nur zu sehen, wenn die Sonne scheint. Zwischen­durch frage ich mich, wie lange es wohl noch dauern wird, bis ich nicht mehr das einzige Schiff im Hafen bin.

Am nächsten Morgen stehen dann plötzlich zwei Schiffe am Kran. Ich denke noch kopfschüttelnd: „Wie kann man bloß so früh im Jahr ins Wasser gehen?“ und vergesse dabei einen Moment lang völlig, dass ich gerade – noch recht verschlafen – selbst in meinem eigenen Steuerhaus stehe. (Möglicherweise wird mein Gehirn nachts bei den Temperaturen schockgefrostet, so dass es morgens zurzeit einfach etwas länger dauert, ehe der Verstand wieder halbwegs funktioniert...)

15. – 17. 03.2009:

In der Nacht hat der Wind zugenommen. Die Sicht ist miserabel. Eigentlich will ich heute nach Norddeich und dort das Schiff für ein paar Tage liegen lassen. Meine Mutter Almuth wird 70, die Party kann ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem möchte ich meine Cousine Jutta im Krankenhaus besuchen. Wenn doch bloß das Wetter mitspielen würde. Auch mit dem Fernglas sind die Eistonnen nur schlecht zu sehen. Nach einiger Überlegung entscheide ich mich für die „Weichei-Methode“: Ich lasse „Muthje“ auf Juist und fahre mit der Fähre rüber.

Verlebe einige gesellige Tage „auf dem Festland“; Anke und Carsten leihen mir ihre Bootsheizlüfter; Rainer leiht mir seine Rettungsmittel (ich hoffe, ich werde sie nicht benötigen), ich sorge auch noch für etwas Nachschub an Büchern; die Wäsche wird von Muttern frisch gewaschen (und zusammengelegt!). Als außergewöhnlichsten Luxus aber empfinde ich das Duschen. Was für ein Glücksgefühl, wenn warmes Wasser in verschwenderischen Mengen auf die nackte Haut trifft!! (Im normalen Alltag habe ich das nie so wahrgenommen.)

18. 03.2009:

Heute geht es wieder an Bord. (Hoffentlich ist „Muthje“ auch noch da. Ich habe sie noch nie irgendwo alleine liegen lassen. Vielleicht hat sie jetzt ein Trauma?!) Abschied am Bahnhof von meiner Mutter (es fällt ihr sichtlich schwer), Zugfahrt nach Norddeich, Fähre, und schon bin ich wieder da. Es folgt das übliche Spiel: Ofen an und lüften, damit die Feuchtigkeit verschwindet, kleiner Landgang, einmal am Strand gucken (ich sehe sogar ein Segelschiff – so ganz langsam scheint die Saison loszugehen), Essen kochen, aufräumen und lesen. Morgen soll es nun endlich weiter gehen. Der Wetterbericht ist gut; Ziel wird Norderney.

Abends bereite ich schon mal einiges für die Fahrt vor: alles gut verstauen, Kühlwasser auffüllen, Seekarten studieren. Da sich am Steg ein funktionierender Wasseranschluss befindet, beschließe ich - heimlich, es ist auch schon dunkel – den Wassertank noch zu befüllen. Wer weiß, wann ich das nächste mal wieder Wasser bekommen kann. Um Erlaubnis kann ich jetzt sowieso niemanden fragen, und wer nicht fragt, kann auch kein „Nein“ zu hören bekommen. „Ich kann ja dann morgen großzügig spenden“, denke ich.

An dem Schlauch befindet sich eine Düse, mit der der Wasser­durch­fluss reguliert wird. Ich halte also den Schlauch in den Tank und lasse das Wasser laufen. In manchen Dingen bin ich leider etwas ungeduldig; das ganze ging mir zu langsam. Also drehe ich die Düse weiter auf. Das war fatal. Der Mistfink springt ab... und landet in den Tiefen des Wassertanks... Das Wasser schießt nun ungebremst aus dem (recht dicken) Schlauch, und ich kann es nicht mehr abstellen! Mein Fluchtinstinkt ist schlagartig erwacht. „Leinen los und weg hier!“ ist mein erster Gedanke. Es wäre dann allerdings unschwer zu erraten, wer diese außerplanmäßige Flut auf Juist verursacht hat (und „Muthje“ ist nun mal nicht schnell genug, dass ich bis dahin weit genug weg wäre).

Nach den ersten Schrecksekunden greife ich vorsichtig in die Öffnung des Wassertanks. Vielleicht habe ich ja Glück und die Düse hat sich in der Öffnung verfangen. Ich habe Glück! Vorsichtig fingere ich das Teil wieder heraus. Ich bin erleichtert! „Jetzt schnell die Düse wieder aufschrauben, und nichts ist passiert,“ denke ich. Falsch gedacht!

Beim ersten Versuch schießt mir literweise Wasser entgegen – ich bin in Sekunden komplett durchnäßt – aber die Düse lässt sich aufgrund des Wasserdrucks nicht aufschrauben. Mist!! Gehe mit dem „bösen Schlauch“ erst mal auf den Steg.

2. Versuch: Ich probiere, den Schlauch abzuknicken, um den Druck zu vermindern. Es ist ein Kampf mit dem Schlauch, den ich kläglich verliere... Was nun? Böser SchlauchIch suche am Steiger nach einer Möglichkeit, das Wasser abzudrehen, oben finde ich die Stelle. In der Zwischenzeit erhebt sich der Schlauch wie eine im Orient hypnotisierte Schlange in die Luft, und „Muthje“ (Gott sei Dank nicht wieder ich) wird von einer Wasserfontäne getroffen. Hoffentlich passt der Jemgumer Wasserschlüssel auf diesen Hahn!! Ich finde ihn glücklicherweise sofort, renne wieder nach oben – das Wasser fließt und fließt - ... der Schlüssel passt nicht! Oh je!! Also wieder zurück zum Schlauch.

3. Versuch: Nochmals knicke ich den Schlauch. Dieses Mal klappt es endlich! Ich kann den Druck kurzzeitig so vermindern, dass ich die dusselige Düse wieder aufgeschraubt bekomme. Geschafft!! Ich bin erleichtert – und nass bis auf die Unterhose... Nachdem ich mich umgezogen und wieder aufgewärmt habe, frage ich mich, ob mich wohl irgendjemand beobachtet hat. Es muss sehr lustig ausgesehen haben, aber ich bin doch froh, dass zumindest die Webcam diesen Winkel des Hafens nicht erfasst...

Montag, 16. März 2009

Juist

10.03.2009.:

Ein letzter Frühstückskaffee bei Peter; Rudi kommt vorbei – er sucht sein Handy; der nette Mensch vom Hafenamt kommt vorbei – er will Geld (85 Euro für 9 Tage inkl. Strom). Wir unterhalten uns u.a. über mögliche Pannen, die mir unterwegs passieren könnten. Peter meint: „Wenn was schief geht, kannst du ja jederzeit den Retter rufen, die sind ja sofort da.“ – worauf ich erwidere: „Ich ruf doch nicht einfach so den Retter; das macht man nur, wenn man wirklich in Seenot ist; alles andere ist peinlich!“ „Chefe“ von Mackie Messer sagt nichts dazu – aber er hat wieder den „gewissen“ Heidrun-Meyer-du-hast-mal-wieder-ein-Rad-ab Blick...Wir verabschieden uns voneinander.

 Ablegen um ca. 9.45 Uhr; wenig Wind und mittlere Sicht. Im Watt sind Eistonnen ausgelegt, sie sind wesentlich besser zu sehen als die Prikken. Da das Rigg noch nicht zufrieden stellend getrimmt ist (), bleiben die Segel vorerst unten. Ich muss sowieso erst noch testen, ob der Sabb auch wirklich gut läuft. Außerdem ist es ziemlich kalt und ungemütlich.

Komme problemlos über das Borkumer Watt. Auch das Nordland ist tief genug. Etwa gegen 12.30 Uhr erreiche ich die Hafeneinfahrt von Juist. Ich bin froh, bald im Hafen zu sein; das Wetter hat sich eher verschlechtert. Fröhlich singe ich „Jühüstili im Nehebel“ – und plötzlich sitze ich auf... „Satan, ist das hier aber flach geworden“, denke ich (schon fast ein wenig empört); es dauert tatsächlich ein paar Minuten, bis ich merke, daß der Fehler eindeutig bei mir liegt. Ich bin falsch gefahren und liege nun hoch und trocken (und in dem Moment kann ich noch gar nicht so genau abschätzen, wie hoch und trocken ich denn wohl liege) nahe dem Leitdamm auf dem Sand. Das bedeutet: Ich muss die nächsten acht Stunden abwarten und kann erst im Dunkeln in den Hafen fahren – falls ich überhaupt jemals wieder hier runter komme... Mist!

Wenn man so ganz alleine unterwegs ist, fühlt sich vieles anders an.  Man macht sich mehr Gedanken, malt sich stets in allen Einzelheiten aus, was alles schief gehen könnte. Das hat den Vorteil, dass man im Fall der Fälle sicher eher gewappnet ist; es hat aber auch den Nachteil, dass man immer ein wenig angespannt und überempfindlich ist (ich hoffe, dass sich das mit zunehmender Erfahrung etwas relativiert). Und wie ich also so alleine auf dem Sand sitze, denke ich: „Ein bisschen Zuspruch täte mir jetzt ganz gut!“

Ich tue also genau dass, von dem ich noch vor wenigen Stunden behauptet habe, dass ich das niemals tun würde: Ich lasse mir vom Borkumer Retter die Telefonnummer des Juister Retter geben! Als Frau habe ich Gott sei Dank die Fähigkeit, meine Meinung täglich mehrmals grundlegend zu ändern, und genau das Gegenteil von dem zu tun, was ich ursprünglich mal wollte. (Männer nennen dieses Phänomen entnervt „Unentschlossenheit“; ich nenne es „Flexibilität“ ). Ich telefoniere also mit Harm, dem Retter – und schon geht es mir wieder gut. Jetzt kann ich auch über meine eigene „Blödheit“ lachen – bin ich doch schon oft genug auf Juist gewesen. Aber was soll`s.

Bald klingelt dann auch schon das Handy. Anruf aus Jemgum; Michel am Apparat „Heidrun, was machst du da?“ Er hat mich schon längst durch die Webcam im Visier. Aber er ist nicht der Einzige; ganz Juist weiß offensichtlich auch schon Bescheid. Bei einem Landgang werde ich sofort erkannt (an den Gummi­stie­feln). So lerne ich Harm auch gleich per­sön­lich kennen. Abends in der Däm­merung versuche ich, mir den Weg genau einzu­prägen – ich will ja nicht gleich auf der anderen Seite wieder auf den Schiet jagen... Aber glücklicherweise ist Vollmond; da ist es nicht ganz so düster.

Als ich dann – überraschend früh – wieder freikomme, tucker ich ganz langsam – in einer Hand den Strahler, eine Hand am Steuer – in den Hafen. Es geht ganz gut; jetzt bloß keine Experimente mehr; ich beschließe, gleich am ersten Steg an­zu­legen. Ich habe jetzt auch wirklich keine Lust mehr: 12 Stunden für die Strecke Borkum – Juist ist schon fast rekordverdächtig... Netterweise stehen Harm und Hauke (die beiden Retter) am Steg und nehmen mich in Empfang! Vielen Dank noch mal euch beiden an dieser Stelle!!! Wir trinken noch ein Bier (bzw. Sekt) zusammen; dann lasse ich das Chaos Chaos sein (es ist natürlich etliches durcheinander gepurzelt) und gehe noch kurz an Land (Beine vertreten). 

Samstag, 14. März 2009

Borkum

02.03.2009:

Das Wetter ist eher mäßig. Es ist kalt, bedeckt und diesig. Richtiges Saunawetter. Ich muß sowieso mal wieder ordentlich sauber werden, denn die Duschen haben um diese Jahreszeit in den Häfen noch nicht geöffnet. Also wird vormittags ein bißchen geräumt und in Ruhe Kaffee getrunken (das genieße ich im Moment besonders: morgens Zeit haben und nicht gleich irgendwo hin müssen).

Am späten Vormittag wandere ich los in die Stadt. Dummerweise öffnet die Sauna erst um 14.00 Uhr. Alles kein Problem, wenn man Zeit hat. Ich gehe einfach noch ein bißchen am Strand spazieren und Kaffee trinken und schwubbdiwupp ist es auch schon 14.00 Uhr. Abends gibt es einen Walvortrag im „Mackie Messer“ – für mich eine schöne Abwechslung, denn mitunter ist es doch schon recht einsam so ganz alleine an Bord. Außerdem ist es in der Kneipe warm und sie schaukelt nicht. Ich helfe ein bißchen aus, genieße die Geselligkeit und den Vortrag. Ich weiß jetzt u. a., daß es Bartwale und Zahnwale gibt, daß ein Waljunges ca. 90 kg pro Tag zunimmt und daß ein gefangener Wal innerhalb von drei Tagen geschlachtet werden muß, da er sonst von innen verbrennt. Wenn ihr mehr über Wale erfahren wollt, wendet euch an Peter de Buhr.

03. – 06.03.2009:

Verbringe die Tage mit lesen („Mieses Karma“ – sehr em­pfeh­lens­wert; eher was für Frauen), Musik hören (z.Zt. vorzugsweise „Super­tramp“ – Hide in your shell) einräumen, putzen und langen Spazier­gängen. Mir fehlen Gesprächspartner. Einmal verwickle ich sogar ein kleines Mädchen in der Sammelumkleide in ein Gespräch – nur um überhaupt mit jemanden reden zu können. Im Borkumer Hafen ist noch so gar nichts los, und das Mackie Messer hat auch nicht immer auf. Aber morgen kommt ja schon der zweite nette Besuch!! Gott sei Dank!

07. / 08.03.2009:

Strahlender Sonnenschein (!!!) weckt mich. Endlich mal wieder! Heute kommen Christiane und Wera mit der ersten Fähre an. Zur Begrüßung gibt es Sekt mit Erdbeeren – ein Getränk, das um diese Tageszeit offensichtlich ohne lästige Umwege direkt ins Blut geht! Es wird viel gequatscht – vorzugsweise dummes Zeug. Beispielsweise diskutieren wir über die Vor- und Nachteile eines „Feuchtmelders“ (muß noch erfunden werden) auf dem Kopf – da denke sich jetzt jeder, was er will...

Reichlich angeschickert steigen wir in den Bus Richtung Sauna – Alkohol ausschwitzen. Abends gibt’s lecker Essen bei Rudi Bahlmann, um danach frisch gestärkt (und natürlich gut gestylt) den vorab bei Peter in weiser Voraussicht schon vorbestellten Sekt an der Theke zu schlürfen. Um 0.00 Uhr gibt`s eine Lokalrunde (nun habe ich ganz viele neue Freunde – weiß nur leider nicht mehr, wie sie heißen ☺). Kurz und gut: Wir verleben einen schönen und fröhlichen Abend.

Am nächsten Morgen: „Katerfrühstück“. Dann eine böse Über­ra­schung: Die Bordtoilette ist verstopft. Kommt vor bei drei Frauen an Bord. Wär auch nicht weiter schlimm, wenn dummerweise nicht ich diejenige wäre, die das stinkende Viech reparieren muß. Für solche Fälle wünsche ich mir einen guten – selbst­ver­ständ­lich handwerklich begabten Freund – der immer dann zur Stelle ist, wenn man ihn braucht; z.B. Pan Tau. Pan Tau ist die absolute Idealfigur eines Mannes. Er zaubert sich herbei, wenn er gebraucht wird und zaubert sich wieder weg, bevor er nerven kann☺. (Wäre noch mal `ne Idee für eine Kontaktanzeige: „Suche Pan Tau fürs Leben“...). Da leider kein Pan Tau auftaucht, muß ich doch selber ran. Versuche es erst mal mit kochendem Wasser (einweichen; Deckel zu und erst mal nicht mehr dran denken).

Danach in die Stadt; Strandspaziergang; Kaffee trinken. Zur Feier des Tages (- ich hab ja Geburtstag -) gönnen wir uns sogar noch Torte! Dann heißt es leider schon wieder „Abschied nehmen“. Die Fähre am späten Nachmittag. Schade, daß dieses schöne Wochenende schon vorbei ist!

Widme mich noch mal der Bordtoilette. Mit viel kochendem Wasser, auf die Pumpe stellen und einigen Flüchen bekomme ich die Lei­tun­gen tatsächlich wieder frei. Noch mal Glück gehabt!

09.03.2009:

Das Wetter hat sich wieder verschlechtert. Windig und diesig. Ich bereite mich und das Schiff allmählich auf die Weiterfahrt vor. Mich beschleicht wieder einmal die typische Nervosität, die ich immer erlebe, wenn ich alleine unterwegs bin. (Wird auch alles gut gehen? Was könnte schief laufen? Wie wird das Wetter?...). Abends noch mal Walvortrag im „Mackie Messer“ und anschließend gemütliches Zusammensitzen mit Rudi, Steffi und Peter – das lenkt ab. Übrigens: Rudi zeugt für fünf Euro Kinder (blonde mit Locken) – hat er mir jedenfalls angeboten. Also meine Damen: Vergeßt die Samenbänke, die Sandbänke bei Borkum tun`s auch (ist ja auch wesentlich billiger, unkomplizierter, und das Kind hätte niemals Geldsorgen☺)

Donnerstag, 12. März 2009

Nun bin ich seit zwei Wochen unterwegs


Nun bin ich schon zwei Wochen unterwegs. Es wird Zeit, daß ich endlich anfange zu schreiben. Ein 43jähriges Gehirn kann sich nicht mehr alles solange merken...

Ursprünglich wollte ich am 26. 02. starten. Alles war – wie üblich bei mir – etwas chaotisch; vieles mußte noch erledigt werden, kaum noch Zeit, dann noch ein kleiner Auffahrunfall, dadurch noch weniger Zeit, dazu noch Sturmwarnung – kurzum: Die Abfahrt wird um einen Tag verschoben. Mit dem ersten „Abschiedskomitee“ wird mit einem Glas Sekt (ist um diese Jahreszeit noch schön kühl) an­ge­stoßen.

Ich verlebe noch einen netten Abschiedsabend in der Jemgumer Muhde mit Maike, Heike, Britta, Rainer, Thorsten...(ich glaub, es waren noch mehr da?). Schlafe schon die erste Nacht an Bord in völligem Chaos – aber das sehe ich ja nicht, wenn ich schlafe; ein Glück!

27.02.2009:

Schnell noch einmal zuhause duschen, Emails abfragen und dann endlich die Tür schließen. Die nächsten fünf Monate werde ich nicht zurückkehren – wenn alles gut läuft. Ich habe keine Zeit, darüber nach­zudenken, wie sich das eigentlich anfühlt, und das ist ganz gut so.

Ab nach Jemgum (bin schon wieder spät dran). Abschiedskomitee Nr. 2 trudelt ein. Der Motor wird gestartet. Er läuft dank Paul Müller (er hat etliche Arbeitsstunden damit zuge­bracht, den Motor zu überholen), Gerke Merkus (er hat u.a. Welle u. Schraube repariert) und dank meinem Onkel Gerd Simmering (u.a. Gaszug) zuverlässig. Jetzt nur noch die Seekarten bereitlegen, und dann geht es wirklich los – ab nach Borkum. Dummerweise ist genau diese Seekarte unauf­findbar. Thorsten Schwabe fährt zur Marina, um neue Karten zu besorgen, aber die gibt es noch nicht; ich bin einfach zu früh in der Saison. Also muss Cousine Inka her. Sie hilft mir mit ihren Seekarten aus. Inzwischen ist es zu spät für Borkum. Die Zeit reicht nur noch für Delfzijl. Auch egal.

Ich starte um 14.00 Uhr bei 4212 Motorenstunden. Gegen Strom schafft Muthje mit ihren 20 PS nur etwa 4,5 Knoten – das ist etwas zu wenig. Ich müßte mich doppelt so lange beurlauben zu lassen, um Polen zu erreichen...

In Delfzijl angekommen, bin ich erst mal eingesperrt. Ich weiß den Code von dem Tor nicht, so könnte ich zwar raus, würde aber nicht wieder rein können. Da weit und breit kein Mensch zu sehen ist, bleibe ich an Bord, schreibe SMS und beginne, das Bordchaos zu beseitigen. Für morgen kündigt sich der erste nette Besuch an: Maike und Gerke wollen kommen.

28.02.2009:

Ein freundlicher Tag; kein Regen. Um elf rücken Maike und Gerke an mit allerlei Werkzeug. Den ganzen Tag schrauben und reparieren wir – genauer gesagt Gerke. Bei der Probefahrt im Hafen macht Muthje wahnwitzige 6,5 Knoten; das ist schon wesentlich besser als gestern! Abends gehen wir lecker beim Chinesen essen. Und dann wieder ein Abschied. Dieses Mal fühlt es sich schon ein bißchen komisch an. Vorsichtshalber gehe ich gar nicht erst mit hoch zum Parkplatz. Wir verabreden uns für Ende März.

01. 03.2009:

Heute soll`s nun endlich nach Borkum gehen. Treffe vormittags noch einige Delfzijler. Sie wünschen mir viel Spaß und Glück. Es ist noch sonnig, bewölkt sich aber schon und wird zunehmend diesig, dabei windstill. Ich lege trotzdem erst mal ab – umdrehen kann ich ja immer noch.

Auf der Ems kann man so gerade eben von Tonne zu Tonne sehen. Ich fahre erst mal weiter und denke: „Umdrehen kann ich ja immer noch.“. Bei Eemshaven wird die Sicht so schlecht, daß ich nicht mehr die nächste Tonne sehen kann. Weit und breit kein Segler, der mir im Notfall weiterhelfen könnte. Mir wird ein bißchen mulmig – obwohl eigentlich ja gar nichts passieren kann: Ich kenn den Kurs, ich kann navigieren, der Motor läuft zuverlässig, es ist kein Wind und ich habe einen Anker. Trotzdem brauche ich jetzt etwas seelische Unterstützung und melde mich bei Ems Traffic an. Mit dem Wissen, daß sie mich auf dem Radar haben, fahre ich um Einiges beruhigt weiter (umdrehen wäre jetzt sowieso Quatsch, weil ich dann Strom dagegen hätte).

Auf Borkum habe ich mich schon angemeldet; der Sekt steht im „Mackie Messer“ schon für mich kalt. Endlich erreiche ich die Fischer Balje. Nun quält „Muthje“ sich noch eine geschlagene dreiviertel Stunde mit lächerlichen 2,5 Knoten gegen den starken Strom an. (Ob die Welle doch noch nicht so ganz in Ordnung ist?). Peter nimmt mich in Empfang, was das Anlegen sehr erleichtert. In der warmen Hafenkneipe gibt es einen kühlen Sekt. Wie schön!

Nun bin ich also endlich – mit drei Tagen Verspätung – auf Borkum angekommen. Hier möchte ich mich erst mal ein bißchen erholen, spazieren gehen, mich an Bord einrichten, in die Sauna gehen und meinen 43sten Geburtstag verleben.