Sonntag, 22. März 2009

Vor der Saison - „Abenteuer” Norderney

19.03.2009:

Das Wetter ist gut, die Sicht klar. Ein letzter Landgang auf Juist. Peter Heiken kommt noch kurz vorbei. Lege bei halber Tide ab, Wind NO 3. Schon zwischen der ersten und zweiten Eistonne laufe ich auf. Bin ich etwa schon wieder falsch gefahren? Die Webcam kann mich jedenfalls nicht mehr erfassen; dazu bin ich schon zu weit entfernt. Die Fähre und der Versorger kommen mir entgegen. Komme wieder frei und warte die beiden erst mal ab. So kann ich auch gucken, ob ich die Tonnen richtig genommen habe. Ich hab tatsächlich alles richtig gemacht und bin einfach nur zu früh losgefahren.

Eine halbe Stunde später setze ich meine Fahrt fort und kann prob­lemlos die Wattfahrwasser passieren. Das Norderneyer Gatje ist verhältnismäßig zahm (das habe ich auch schon anders erlebt). Laufe gegen 16.30 Uhr (nach 2 ½ Stunden Fahrt unter Motor) im Nor­der­neyer Hafen ein. Die Stege sind noch nicht drin, aber der ehemalige Steg der „Dübbel & Jesse“-Werft ist noch da.

Dort liegen schon zwei (unbewohnte) Schiffe. Der Wind steht sehr günstig, um dort längsseits zu gehen. Das Anlegen klappt problemlos. Mache den Ofen an und gehe als nächstes zum Hafenmeister – der leider nicht da ist. Das Büro ist z. Zt. nur an zwei Tagen in der Woche besetzt, das nächste Mal am 23. 3. Bis dahin bin ich wahr­scheinlich nicht mehr hier. Müllcontainer gibt es auch noch nicht. Mittlerweile habe ich schon zwei Müllsäcke an Deck stehen. Langsam muss ich mir hierfür eine Lösung überlegen.

Vorerst vertage ich aber dieses Problemchen. Stattdessen teste ich, ob es wohl Strom gibt. Wieder mal habe ich Glück; der Strom ist nicht abgeschaltet. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so abhängig vom Landstrom sein würde. Aber die von Anke und Karsten geliehenen Bootsheizlüfter sind einfach genial! Außerdem gibt es da ja noch die elektrische Zahnbürste, die Digitalkamera, das Handy, das Notebook und das Radio, dass sich wie von Wunderhand selbst repariert hat, aber nur auf 220 Volt funktioniert. Und gerade das Radio ist in dieser Jahreszeit Gold wert, liefert es doch an manchen Tagen – abgesehen von Telefonaten – die einzigen menschlichen Stimmen, die ich zu hören bekomme! Verlebe meinen ersten gemütlichen Abend auf Norderney. Die Wetter­aus­sichten für die nächsten Tage sind sehr gut!

20. 03.2009:

Werde von der Sonne geweckt! Wunderbar!! Genieße mein morgend­liches Lotterleben in ganzen Zügen: Kaffee trinken, Radio hören, lesen, abwaschen, etwas aufräumen – damit kann ich Stunden ver­brin­gen. Später gehe ich mal einkaufen (hier gibt es einen guten „Plus-Markt“) und etwas Diesel tanken. Noch später geht es dann in die Stadt.

Das Notebook nehme ich mit, in der Hoffnung, mich irgendwo ins Internet einwählen zu können. Ich versuche es an verschiedensten Stellen, aber es gelingt einfach nicht. Schade! Norderney hat einen denkbar schlechten Service, was das Internet betrifft. Es gibt hier nur ein Internetcafé, das aber erst im Juni öffnet. Bei den Zugängen in der Kurverwaltung hat man nicht die Möglichkeit, mit dem USB Stick zu arbeiten. Bei einer Kurtaxe von drei Euro am Tag (am 15. 03. beginnt hier offiziell die Hauptsaison) ist das meiner Meinung nach schon ein Armutszeugnis.

Ach ja: Zum Thema „Kurtaxe“: In der Kurverwaltung (sie nennen es hier „Haus der Conversation“...) gibt es die Möglichkeit, mit der „Nor­derney-Card“ für 15 Minuten am Tag kostenfrei ins Internet zu gehen (wie gesagt: USB Stick ist nicht). Da ich auch noch in die Sauna möchte und diese mit der Karte um drei Euro ermäßigt ist, rechnet es sich für mich, den Kurbeitrag ordnungsgemäß zu bezahlen. Das ist aber auf Norderney gar nicht so einfach.

Ich erkläre dem freundlichen Beamten, dass ich gestern mit dem eigenen Schiff angereist bin und vorhabe am Sonntag wieder ab­zu­reisen, und bitte um die Karte. Er will sie mir nicht geben!! „Sie können mir ja alles Mögliche erzählen, wann sie hier angekommen sind und wann sie wieder abreisen“, gibt er ernsthaft zu be­den­ken, „die Karte erhalten sie beim Hafenmeister. Sie müssen sich anmelden!!“ Ich erkläre ihm, dass ich mich nicht anmelden kann, weil das Büro nicht besetzt ist, gebe ihm Recht, dass ich ihm natürlich alles mögliche erzählen kann, lade ihn auf einen Kaffee an Bord ein (damit er die Richtigkeit meiner Angaben ordnungsgemäß kon­trol­lieren kann) und bitte dennoch um diese blöde Karte. (Ich will nämlich ins Internet).

Nach langem Hin und Her – und viel Zögern seinerseits – bekomme ich die Karte. Sie kostet 11,50€ (5,50 Euro Pfand)! Wenn ich mich recht erinnere (an meine Kindertage), dann waren es auch die Norderneyer, die als erste eine Gebühr für das Betreten des Strandes erhoben haben. Aber was soll`s.

Ich schlecke mein erstes Eis – mit Handschuhen an. Kleiner Strand­spaziergang im Sonnenschein, danach zurück zum Boot. Abends genieße ich die Sauna (man nennt sie hier „Feuerebene“) – zum Abendtarif, alles andere sprengt mein Budget.

21. 03.2009:

Wieder Sonnenschein! Aus Jemgum erreichen mich nicht nur gute Nachrichten. Ich beschließe, meinen ursprünglichen Plan, morgen nach Baltrum zu fahren, zu ändern. Ich warte das herannahende Sturmtief lieber hier auf Norderney ab. Ich muss das Schicksal ja nicht unnötig herausfordern.

Hermann Peters aus Juist kommt an Bord. Er ist auch schon mit seinem Schiff unterwegs. Obwohl wir uns gar nicht kannten, wollte er trotzdem „Tschüß“ sagen und sich erkundigen, ob bei mir an Bord alles in Ordnung ist. Ganz schön nett! Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile; ich bekomme noch einige wertvolle Tipps für die weitere Fahrt. Dann legt er ab; er muss zurück nach Juist.

Inzwischen ist es schon Mittag. Spaziere in die Stadt. Auf dem Weg dorthin begegne ich einem schwarzen (unangeleinten) Labrador nebst „Herr­chen“. Der große Hund guckt schon recht in­te­ressiert zu mir rüber und bewegt sich gefährlich in meine Richtung. Ich bleibe vorsichtshalber schon mal stehen. Große Hunde sind mir nicht so geheuer, erst recht nicht, wenn sie nicht angeleint sind.

„Der tut nichts! Der will nur spielen!“ erklärt mir sein Besitzer (den Spruch kennt man ja). Ich denke: „Ja, und zwar mit MEINEM Ober­schenkel...“. Aber der Hund ist tatsächlich zahm und hat offen­sichtlich gerade keinen Hunger. Zu dritt (Herrchen, Hund und ich) laufen wir in die Stadt, plaudern ganz nett (Herrchen und ich; Hund nicht) und stellen fest, dass wir gemeinsame Bekannte haben. So klein ist die Welt!

Abends koche ich mal was Besonderes; es gibt Rote-Beete-Spaghetti an Roquefortsauce:

100ml Milch mit 50 ml Wasser und 1 TL Maisstärke in einer Pfanne glatt­rühren. 100 g zerbröckelten Roquefort zugeben, bei schwacher Hitze auf­kochen. 3 Essl. grob gehackte Walnüsse zugeben. Die Sauce mit 100 ml Sahne verfeinern.

Für die Spaghetti 300 ml Wasser, etwas Salz und ½ l Rote-Beete-Saft aufkochen. Spaghetti al dente kochen; abgießen.

Mit Roquefort­würfeln und ½ Bund glatter, gehackter Petersilie garnieren. (für 4 Personen).


22. 03.2009:

Und noch mal Sonne; aber der Wind hat schon deutlich zu­ge­nom­men. Nutze das noch trockene Wetter für einen mehrstündigen Strand­spaziergang. Mittags gibt es Salat. Bekomme Besuch. Es ist der Eigner von dem Norderneyer Schiff neben mir. Es stellt sich heraus, dass ich seinen Strom angezapft habe. Außer­dem kommt morgen der Steg raus; d.h. ich muss verlegen. Da ich nur ungern alleine an die Spundwand möchte und der Mann – trotz des Stroms – noch recht freundlich ist, frage ich, ob wir nicht im Päckchen verlegen können (insgesamt drei Schiffe). Als ich ihm erkläre, dass ich alleine an Bord bin, willigt er sofort ein.

Ich habe bisher wirklich sehr viel Hilfsbereitschaft, Unterstützung und Wohlwollen erfahren! Nachmittags lege ich noch eine kleine „Putz­stunde“ ein. Ich entdecke immer noch wieder „Hal­len­staub“. So ein Boot schmutzt nämlich nach! Ein ähnliches Phänomen habe ich bei meinen Fingernägeln beobachtet: Wenn ich im Winter aus der Bootshalle komme und mir gründlich die Hände schrubbe, dann ist schon eine halbe Stunde später wieder Dreck unter den Finger­nägeln, selbst dann, wenn ich gar nichts angefasst habe.

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