Mittwoch, 18. März 2009

Ein kleiner Ausflug auf das Festland

11. – 14.03.2009:

Hafentage auf Juist – mit Spaziergängen, Fahrradtouren, Sauna, immer noch einräumen und viel lesen:
„Der Vorleser“ – sehr berührend / auch was für Männer;
„Höhenrausch“ – witzig / überhaupt nichts für Männer – höchstens als Lehrbuch für angehende Frauenversteher (aber so was wollen Frauen gar nicht).

Freitag ist der schönste Tag (blauer Himmel und Sonne; herrlich!). Treffe Ebs Hilf und seine Frau; wir unterhalten uns eine ganze Weile (endlich Gesprächspartner ). Ich wechsele die erste Fett­kar­tu­sche – ohne nennenswerte Ver­schmutz­un­gen...Peter Heiken kommt auf einen Kaffee vorbei. Ansonsten ist es eher ruhig. Juist schläft noch halbwegs; etliche Geschäfte haben reduzierte Öffnungszeiten; einige Läden sind noch gar nicht auf. Menschen sind nur zu sehen, wenn die Sonne scheint. Zwischen­durch frage ich mich, wie lange es wohl noch dauern wird, bis ich nicht mehr das einzige Schiff im Hafen bin.

Am nächsten Morgen stehen dann plötzlich zwei Schiffe am Kran. Ich denke noch kopfschüttelnd: „Wie kann man bloß so früh im Jahr ins Wasser gehen?“ und vergesse dabei einen Moment lang völlig, dass ich gerade – noch recht verschlafen – selbst in meinem eigenen Steuerhaus stehe. (Möglicherweise wird mein Gehirn nachts bei den Temperaturen schockgefrostet, so dass es morgens zurzeit einfach etwas länger dauert, ehe der Verstand wieder halbwegs funktioniert...)

15. – 17. 03.2009:

In der Nacht hat der Wind zugenommen. Die Sicht ist miserabel. Eigentlich will ich heute nach Norddeich und dort das Schiff für ein paar Tage liegen lassen. Meine Mutter Almuth wird 70, die Party kann ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem möchte ich meine Cousine Jutta im Krankenhaus besuchen. Wenn doch bloß das Wetter mitspielen würde. Auch mit dem Fernglas sind die Eistonnen nur schlecht zu sehen. Nach einiger Überlegung entscheide ich mich für die „Weichei-Methode“: Ich lasse „Muthje“ auf Juist und fahre mit der Fähre rüber.

Verlebe einige gesellige Tage „auf dem Festland“; Anke und Carsten leihen mir ihre Bootsheizlüfter; Rainer leiht mir seine Rettungsmittel (ich hoffe, ich werde sie nicht benötigen), ich sorge auch noch für etwas Nachschub an Büchern; die Wäsche wird von Muttern frisch gewaschen (und zusammengelegt!). Als außergewöhnlichsten Luxus aber empfinde ich das Duschen. Was für ein Glücksgefühl, wenn warmes Wasser in verschwenderischen Mengen auf die nackte Haut trifft!! (Im normalen Alltag habe ich das nie so wahrgenommen.)

18. 03.2009:

Heute geht es wieder an Bord. (Hoffentlich ist „Muthje“ auch noch da. Ich habe sie noch nie irgendwo alleine liegen lassen. Vielleicht hat sie jetzt ein Trauma?!) Abschied am Bahnhof von meiner Mutter (es fällt ihr sichtlich schwer), Zugfahrt nach Norddeich, Fähre, und schon bin ich wieder da. Es folgt das übliche Spiel: Ofen an und lüften, damit die Feuchtigkeit verschwindet, kleiner Landgang, einmal am Strand gucken (ich sehe sogar ein Segelschiff – so ganz langsam scheint die Saison loszugehen), Essen kochen, aufräumen und lesen. Morgen soll es nun endlich weiter gehen. Der Wetterbericht ist gut; Ziel wird Norderney.

Abends bereite ich schon mal einiges für die Fahrt vor: alles gut verstauen, Kühlwasser auffüllen, Seekarten studieren. Da sich am Steg ein funktionierender Wasseranschluss befindet, beschließe ich - heimlich, es ist auch schon dunkel – den Wassertank noch zu befüllen. Wer weiß, wann ich das nächste mal wieder Wasser bekommen kann. Um Erlaubnis kann ich jetzt sowieso niemanden fragen, und wer nicht fragt, kann auch kein „Nein“ zu hören bekommen. „Ich kann ja dann morgen großzügig spenden“, denke ich.

An dem Schlauch befindet sich eine Düse, mit der der Wasser­durch­fluss reguliert wird. Ich halte also den Schlauch in den Tank und lasse das Wasser laufen. In manchen Dingen bin ich leider etwas ungeduldig; das ganze ging mir zu langsam. Also drehe ich die Düse weiter auf. Das war fatal. Der Mistfink springt ab... und landet in den Tiefen des Wassertanks... Das Wasser schießt nun ungebremst aus dem (recht dicken) Schlauch, und ich kann es nicht mehr abstellen! Mein Fluchtinstinkt ist schlagartig erwacht. „Leinen los und weg hier!“ ist mein erster Gedanke. Es wäre dann allerdings unschwer zu erraten, wer diese außerplanmäßige Flut auf Juist verursacht hat (und „Muthje“ ist nun mal nicht schnell genug, dass ich bis dahin weit genug weg wäre).

Nach den ersten Schrecksekunden greife ich vorsichtig in die Öffnung des Wassertanks. Vielleicht habe ich ja Glück und die Düse hat sich in der Öffnung verfangen. Ich habe Glück! Vorsichtig fingere ich das Teil wieder heraus. Ich bin erleichtert! „Jetzt schnell die Düse wieder aufschrauben, und nichts ist passiert,“ denke ich. Falsch gedacht!

Beim ersten Versuch schießt mir literweise Wasser entgegen – ich bin in Sekunden komplett durchnäßt – aber die Düse lässt sich aufgrund des Wasserdrucks nicht aufschrauben. Mist!! Gehe mit dem „bösen Schlauch“ erst mal auf den Steg.

2. Versuch: Ich probiere, den Schlauch abzuknicken, um den Druck zu vermindern. Es ist ein Kampf mit dem Schlauch, den ich kläglich verliere... Was nun? Böser SchlauchIch suche am Steiger nach einer Möglichkeit, das Wasser abzudrehen, oben finde ich die Stelle. In der Zwischenzeit erhebt sich der Schlauch wie eine im Orient hypnotisierte Schlange in die Luft, und „Muthje“ (Gott sei Dank nicht wieder ich) wird von einer Wasserfontäne getroffen. Hoffentlich passt der Jemgumer Wasserschlüssel auf diesen Hahn!! Ich finde ihn glücklicherweise sofort, renne wieder nach oben – das Wasser fließt und fließt - ... der Schlüssel passt nicht! Oh je!! Also wieder zurück zum Schlauch.

3. Versuch: Nochmals knicke ich den Schlauch. Dieses Mal klappt es endlich! Ich kann den Druck kurzzeitig so vermindern, dass ich die dusselige Düse wieder aufgeschraubt bekomme. Geschafft!! Ich bin erleichtert – und nass bis auf die Unterhose... Nachdem ich mich umgezogen und wieder aufgewärmt habe, frage ich mich, ob mich wohl irgendjemand beobachtet hat. Es muss sehr lustig ausgesehen haben, aber ich bin doch froh, dass zumindest die Webcam diesen Winkel des Hafens nicht erfasst...

1 Kommentar:

  1. Das sieht jetzt echt nach "Duschen um jeden Preis" aus...
    Deine Sachen waren doch schon frisch gewaschen...

    Groeten uit Den Helder van je zus

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