Sonntag, 31. Mai 2009

Geschwindigkeitsrausch

Heute heißt es mal wieder „früh aufstehen“, denn wir haben einen Törn von 55 SM nach Darlowo vor uns.

Legen um kurz nach sechs ab. Der Wind weht morgens noch mäßig, aber die Windrichtung ist schon mal günstig (achterlicher und raumschoter Wind), und das Wetter ist selbst zu dieser frühen Stunde schon sonnig. Draußen stellen wir fest, dass die Ostsee - sagen wir mal – „energiegeladen“ ist (die Wellen sind nicht gerade klein).

Kiki setzt gleich Besan und Großsegel; ein wenig Schmetterlingssegelspäter setze ich die große Fock dazu. Sie wird „ausgebaumt“, das Großsegel bekommt eine Bulltaille; nun haben wir „Schmetterlingssegel“. Die ersten zwei Stunden lassen wir den Motor mitlaufen. Der Wind wird stetig mehr, so dass wir bald – nun nur noch unter Se­gel – mit bis zu 6,8 Knoten unserem Ziel entgegenrauschen.

Nur zehn Stunden später erreichen wir schon die Hafeneinfahrt von Darlowo. Das Bergen des Fockbaumes ist bei dem inzwischen sehr starken Wind schwierig, da ich keinen Baumniederholer habe. Ich muss mich auf den Baum stellen und ihn so herunterdrücken. Dann bekomme ich den Beschlag gelöst. Alle Segel werden geborgen, dann nehmen wir Kurs auf die Einfahrt. Gar nicht so einfach, mit 20 PS unbeschadet die Einfahrt zu passieren (die Wellen sind hier sehr hoch). Aber es geht alles gut, und direkt nach der Einfahrt ist der Spuk vorbei.

Laterna morska Darlowo title=Laterna morska DarlowoWir sind genau um 16.00 Uhr an der Brücke von Darlowo. Diese öffnet zu jeder vollen Stunde, so dass wir ohne Wartezeit hin­durch fahren können. Kurz danach befinden sich an der Pier die Anlegestellen. Wir sind heute das einzige Schiff hier. Leider sind die Sanitärcontainer geschlossen. D.h.: heute keine Dusche.

Ich gehe walken; Kiki klart ein wenig das Schiff auf.

In den letzten zwei Wochen haben wir es uns essenstechnisch ziemlich gut gehen lassen. Nun haben wir einen neuen Küchenchef: Schmalhans...

Abends überlegen wir uns die weitere Reiseroute. Eigentlich wollten wir noch nach Bornholm. Aber die Windvorhersagen sind dafür nicht so günstig, und allmählich wird die Zeit auch knapp Kiki hat nur noch 12 Tage Urlaub, und ich möchte zu Beginn der Sommerferien in Kiel sein. Da uns beiden Polen sehr gut gefällt, beschließen wir, Bornholm zu streichen und stattdessen noch nach Stettin zu fahren.

Morgen allerdings bleiben wir erst einmal hier.

Samstag, 30. Mai 2009

Große Wäsche und Abschied

JürgenWieder einmal Abschiedsstimmung auf Muthje. Griet und Jürgen packen ihre sieben Sachen. Kiki und ich waschen in der Zwischenzeit einige Maschinen Wäsche. (Das liegt hier ganz gut an mit Waschmaschine und Trockner.)

Die Dünen habe ich inzwischen auf meine nächste Polenreise verschoben. (Das ist nun schon mal einer von vielen Gründen, noch mal wieder hierher zu kommen.) Ich möchte die letzten Stunden lieber zusammen mit meiner Schwester und meinem Schwager verbringen. Griet und ich gehen noch mal für zwei Stunden in die Sauna.

Dann heißt es aufbrechen zur Bushaltestelle. Ich fahre mit Griet und Jürgen nach Lebork. Von dort aus startet der Europa­bus. Nachdem die beiden abgereist sind, fahre ich mit dem nächsten Bus wieder zurück nach Leba. Die Landschaft hier ist sehr schön: hügelig mit Wiesen, Wäldern und Seen

Abends werden die Wetterberichte eingeholt, denn morgen früh wollen Kiki und ich unsere Reise nach Darlowo (Rügenwalde) fortsetzen.

Freitag, 29. Mai 2009

Wanderdünen und "Schnitten-Schuhe"

Das Wetter ist wieder etwas unwirtlich. Eigentlich möchte ich mir heute die berühmten Wanderdünen anschauen, aber bei bedecktem Himmel und Sturm habe ich nicht so recht Lust dazu. (Die anderen drei wollen ohnehin nicht mit.)

Ich verschiebe die Dünen zugunsten eines erneuten Saunabesuchs auf morgen. Heute sind wir alle etwas träge. Ich erledige schnell die notwendigsten Einkäufe mit dem Fahrrad.

Abends gehen wir im Hotel Neptun richtig fein essen. Zu diesem Anlass führe ich zum ersten Mal meine in Hamburg gekauften roten „Schnitten-Schuhe“ aus.

Dies war unser Abschiedsessen, denn morgen müssen Griet und Jürgen leider ihre Rückreise antreten. Nach der Völlerei wird noch die „Linie“ geköpft, die mir Fritz Janssen (ein Ver­eins­kame­rad) mit auf die Reise gegeben hat

Donnerstag, 28. Mai 2009

Sauna und Salatmischung

Es regnet. Wir nutzen das Wetter für dringend notwendige Aufräumarbeiten an Bord. Zu viert ist es eben doch erheblich enger als alleine; da entsteht schon mal etwas Chaos.

Griet schüttelt den Kopf über meine Salatsoßen-Tütchen. Rü­gend liest sie mir einzeln die Verfallsdaten vor (ganz die große Schwester). Das älteste Tütchen ist erst seit 13 Jahren abgelau­fen. (Was sind schon 13 Jahre? Pulver wird sowieso nicht schlecht...) Aus Trotz verbiete ich ihr, die Tütchen zu entsorgen.

Das Wetter klart allmählich auf. Griet und Jürgen fahren mit dem Bus nach Lebork, um sich Karten für ihre Rückreise zu besorgen. Sie werden – genau wie Janneke – den Europabus nehmen. Der fährt von Danzig bis Groningen. Die Tour von Leba bis Leer kostet nur ca. 45 Euro. Günstiger kann man nicht reisen.

Ich nutze das gute Wetter zum walken; Kiki faulenzt.

Wir entdecken eine Sauna direkt am Hafen und buchen sie. Wir drei Frauen lassen es uns in der Sauna gut gehen, während Jürgen das Essen kocht.

Abends bekomme ich wieder eine Privatstunde zum Thema „Homepage“. (Ich glaube, ich mache gute Fortschritte! – Und es macht mir sogar Spaß!)

Mittwoch, 27. Mai 2009

"Tagesthemen" und polnische Schulkinder

Heute schauen wir uns zu viert den Ort erst einmal genauer an.Leba StrandAuch hier wird wieder das eine oder andere Teilchen er­worben. Die Gastro­nomie in Leba ist noch im Winterschlaf. Aber die Vorberei­tungen für die – in Polen anscheinend recht kurze Saison – sind in vollem Gange. Es wird viel ge­baut, repariert und verschönert.

Wie bisher überall in Polen, laufen auch hier scharenweise Schulklassen durch die Gegend – und zwar sehr diszipliniert in Zweier-Reihen. (Ich hätte demnächst auch gerne polnische Schüler mit meinem deutschen Gehalt.) Von Barbara, der Stadtführerin in Danzig, haben wir erfahren, dass der Mai in den polnischen Schulen überwiegend für das Lernen außerhalb der Schulmauern (sog. "außerschulische Lernorte" genutzt wird.

Auf dem Rückweg zum Hafen empfange ich eine SMS von meiner Cousine Maike: „Jetzt hast du es sogar schon bis in die „Tagesthemen“ gebracht. Muthje war groß im Bild.“ Ich vermute zunächst, sie will mich ein bisschen veräppeln. Ich habe weder etwas verbrochen, noch bin ich für den Nobelpreis nominiert. Was soll ich also in den „Tagesthemen“?

Aber es stimmte tatsächlich. Wir wurden im Rahmen einer Reportage von Tom Buhrow zufällig gefilmt. An Bord laden wir uns den Beitrag sofort herunter. Wir sind begeistert! (Der Beitrag ist inzwischen in meinem Blog verlinkt. Einfach anklicken, dann ist er zu sehen.)

Abends kocht Kiki uns Hühnchen mit Reis. Danach wieder gemütliches Zusammensitzen im Steuerhaus.

Dienstag, 26. Mai 2009

Westwärts

5.30 Uhr klingelt der Wecker. Viiiel zu früh, weil: Gestern ist es recht spät geworden. Ich bekomme einen Kaffee an die Koje serviert – was für ein Luxus!

Legen um kurz nach sechs ab. Jürgen darf liegen bleiben, damit er nicht so lange leiden muss. Wir haben nämlich heute gut 55 SM vor uns.

Die Windrichtung passt, es ist auch einigermaßen Wind.
Setzen alle Segel, sobald wir die Spitze der Halbinsel umrundet haben. Das Wetter wird immer besser: Sonne, blauer Himmel und warmer Wind. Wir wechseln uns ab mit steuern, sonnenbaden, lesen, dösen usw. Zwischendurch müssen wir mal ein paar Stunden motoren, weil der Wind einschläft; aber später briest es wieder auf. Heute konnten wir den größten Teil der Strecke nur unter Segeln zurücklegen.

Erreichen Leba gegen 19. 30 Uhr. Meine Mannschaft geht essen, ich gehe lieber walken. Gehen heute etwas eher ins Bett.

Montag, 25. Mai 2009

Entzugserscheinungen

Sonne, blauer Himmel – einfach klasse! Wir leben morgens in den Tag hinein, frühstücken, trinken Kaffee, duschen, faulenzen.

Später machen wir zu dritt eine kleine Radtour ins sieben Kilometer entfernte Jurata. Dieser Ort ist schon ein wenig mondäner. Es gibt diverse Hotels und den üblichen Touristen- „Schnick-schnack“. Griet klinkt sich aus; sie erklärt sich bereit, heute das Essen zu kochen,

Kleiner Exkurs: Auf dem kurzen Weg zum Fahrradverleiher „versperrt“ uns schon wieder ein Lädchen den Weg. Alle drei Frauen schlagen nochmals zu (während Jürgen sich draußen langweilt...). Wir waren ja auch wirklich schon auf Entzug! Immerhin hatten wir schon über 24 Stunden kein Schuhgeschäft mehr betreten – es war nämlich Sonntag.

Abends wird dummes Zeug geredet und viel gelacht.

P.S. an Hinni: Das macht man so, wenn man anlegen will!!!

Sonntag, 24. Mai 2009

Flaag mutt weihen...

Heute haben wir wieder nur einen kurzen Törn vor uns. Wir wollen nach Hel, dem östlichsten Hafen der gleich­namigen Halb­insel. Daher haben wir erneut keine Eile. Nachdem ich vom Walken zurück­komme, widmen wir uns end­lich der ver­hed­der­ten Flagge im Be­san.
Mit ver­ein­ten Kräf­ten werde ich im Boots­manns­stuhl hoch­gezogen. Die Flagge lässt sich nicht mehr aus der Rol­le be­frei­en. Ich schnei­de sie ein­fach ab. Jetzt ist sie zwar etwas kürzer, aber sie weht wieder fröh­lich im Wind – und unser Vater nickt zu­frie­den von oben herab:„Dat wuur ook moal Tied!“ sagt er. (Hast ja Recht, Papa!)

Kiki bangt um ihre HeidrunJürgen grüßt die ChefinGriet: ´Mach die Flagge nicht zu kurz!´

Ich muss dringend noch mal eine Mail losschicken (meine Arbeit holt mich ausgerechnet am östlichsten Punkt meiner Reise ein...). Das Internetcafé hat noch geschlossen. Ich setze mich mit meinem Notebook einfach auf dem Fußboden in der Passage vor dem Café. Einige Leute gucken schon so merkwürdig. Was die wohl denken...? (Die Penner werden auch immer moderner...)

Nach getaner Arbeit gehe ich zurück an Bord. Meine Mannschaft ist noch unterwegs (am Strand). Ich klare das Schiff noch ein wenig auf, bis die Anderen kommen. Dann legen wir unverzüglich ab. Es ist nur leichter Wind – Griet steuert, ich setze alle Segel – Wind schläft ein – motoren den größten Teil der Strecke. (Jürgen hat schon wieder zu kämpfen, als uns – bei spiegelglatter See – eine Fähre ein paar Wellen beschert.)

Am frühen Nachmittag erreichen wir Hel.
Das ist jetzt der erste mir schon bekannte polnische Hafen, den ich anlaufe. Ich weiß inzwischen, dass die Boxen haargenau auf „Muthjes“ Breite ausgelegt sind: Sie sind 3,50 m breit. Das Internet „kommt aus dem Ei“. Deswegen wähle ich eine Box möglichst nahe dem „Ei“. (Ich will ja noch lernen, Fotos in den Blog einzustellen. Deswegen brauche ich mal Internet „am Stück“).

Machen einen gemeinsamen Landgang mit Kaffee trinken und Einkauf im Supermarkt. Wir beschließen, heute Abend zu grillen und kaufen entsprechend ein. Ich habe zwei Einweggrills. Jürgen als einziger Mann darf Grillmeister sein. Wir Frauen machen nur die „niederen“ Arbeiten, wie z.B. Salat zubereiten, Fleisch einlegen und würzen, Kartoffeln kochen, Geschirr und Besteck zusammensuchen usw....
Das Grillen geht ziemlich in die Hose...
...Griet muss das Fleisch und den Fisch dann doch noch in der Pfanne braten...
...Jürgen behauptet, die Grills sind zu alt...
...oder zu niederländisch (war nämlich ein Geschenk von den beiden, sie wohnen in Den Helder)
Wie dem auch sei: Wir sind lecker satt geworden!!

Samstag, 23. Mai 2009

...und wieder muss Jürgen leiden...

Der Wind hat deutlich zugenommen. Dennoch werden wir uns heute von Danzig verabschieden. Sopot lassen wir aus; dort gibt es nur eine Seebrücke zum Anlegen. Statt dessen haben wir uns für Gdingen entschieden. Ab Mündung Motlawa sind es nur etwa 10 SM – ein Klacks auch bei Wind und Welle gegen an. Wir haben es morgens nicht eilig (ist ja schließlich Urlaub). Legen um kurz vor elf ab; noch scheint die Sonne. Ein letzter Blick auf das berühmte Krantor, ein paar letzte Fotos noch von den schönen Gebäuden; dann kommt die erste Kurve und damit Werft- und Industriegelände.

Griet übernimmt das Steuer; auch sie ist begeistert vom Plotter. Die erste Gewitterböe mit Regen erwischt uns noch im Hafenarm.(In solchen Momenten bin ich froh und dankbar über das Steuerhaus!) Na, wie mag das wohl in der Danziger Bucht werden?

Wir passieren die Westerplatte. Hier sollten wir eigentlich die Flagge dippen, denn dieses Mahnmal erinnert an den Angriff auf Polen - der Beginn des 2. Weltkrieges am 01. 09. 1939 Leider können wir diesen Brauch nicht einhalten, da sich die Flagge vor einigen Tagen oben im Mast derartig in der Rolle der Dirk verhakt hat, dass nun weder Dirk noch Flagge zu bewegen sind. Ich muss dringend in den Mast und das Problem lösen...

In der Bucht ist es ganz schön „hackig“; die Windrichtung passt auch (mal wieder) nicht wirklich gut. (Ich glaube, ich möchte noch lernen, mein Ziel der Windrichtung anzupassen. Auf der Ostsee hat man dann im Grunde genommen immer die richtige Windrichtung.)

Mit Unterstützung des Großsegels kommen wir unter Maschine einigermaßen voran. Jürgen geht es nicht wirklich gut. Er hat diese Reise angetreten, obwohl er weiß, dass er schnell seekrank wird (was ich ganz schön mutig finde! – Ich selbst wäre glaube ich nicht bereit, einen Urlaub mit „Kotzgarantie“ (all inclusive...) anzutreten.

Wir legen in Gdingen gegen 14.30 Uhr an. Die Marina ist recht groß. Hier herrscht ein reges Treiben. Selbst bei diesem recht starken böigen Wind segelt vor dem Strand eine Gruppe Optis. Auch mehrere Jollen sind draußen. Der Hafen selbst ist gut besucht; aber Platz ist hier immer noch genug.

Ich melde uns im Hafenmeisterbüro an. Internet „doesn`t work today“ . Solche Dinge nehmen die Polen anscheinend nicht wirklich ernst. In Danzig war z.B. die Waschmaschine auch zufällig „gerade heute“ kaputt – am nächsten Tag auch, und wahrscheinlich jetzt in diesem Moment ist sie es immer noch. In Kolberg fiel plötzlich der Strom aus. Als ich nachsehen wollte, ob vielleicht eine Sicherung herausgeflogen ist, kam sofort einer vom Hafenbüro, um mir zu helfen. (Denn äußerst hilfsbereit sind sie hier alle). Als ich das Problem (mehr mit Zeichensprache) verständlich gemacht hatte, lachte der Mann und meinte : „May be, in one or two hours it is okay. Or may be, Alkaida has been here.” – aber wirklich sichtbar aktiv geworden ist er auch nicht. (Irgendwann gab es dann trotzdem wieder Strom.)

Machen einen gemeinsamen Landgang. Die Stadt Gdingen ist erst ca 80 Jahre alt. Das merkt man sofort. Die Stadt wirkt sehr „quadratisch angeordnet“. Aber es gibt einige architektonisch interessante Gebäude. Kommen an einem Einkaufscenter vorbei. Eine muss sich „opfern“ und etwas kaufen...

Kiki ist dran! Sie kauft sich eine tolle braune Lederjacke. (Ging mal wieder ganz schnell!) In einem Kiosk finden wir noch Krimsekt. Danach machen wir es uns in einem Internetcafé gemütlich (Ich lerne am PC, die Mannschaft verzehrt das Eine oder Andere.) Später am Abend gucken wir uns bei Krimsekt, Bier und Wein Fotos von der Tour auf dem Notebook an. (Das macht man so in unserem Alter. Früher nannte man das „Diaabend“...)

Freitag, 22. Mai 2009

Oldersumer und so...

Heute möchten wir uns noch ein wenig Gdansk anschauen. Am späten Nachmittag wollen wir dann ablegen mit Ziel Sopot. Dort soll das Nachtleben sehr lebendig sein. Vormittags besichtigen wir ein Museum. Danach erstehe ich noch einen Badeanzug (den ich frühmorgens beim walken entdeckt hatte); anschließend setzen wir uns in ein tolles Café. Meine Mannschaft ist heute etwas schlapp und müde. Wir beschließen, dass wir unsere Reise erst morgen fortsetzen.

Ich möchte gerne noch auf den Turm der Marienkirche, um mir Gdansk von oben anzusehen. Keiner möchte mit, also gehe ich alleine. Griet, Jürgen und Kiki gehen an Bord. Es sind über 400 Stufen bis zur Aussichtsplattform. Ganz schön anstrengend! Aber – oben angekommen - werde ich mit einer ganz tollen Aussicht belohnt.

Abends kocht Jürgen uns einen leckeren Gemüseeintopf mit Hühnchen. Anschließend machen wirDanzig bei Nachtes uns im Steuerhaus gemütlich. Während wir dort so sitzen, frage ich Griet, welcher Heimathafen denn eigentlich bei unserem Nachbarschiff am Heck steht. „Oldersum!?“ Das gibt es doch nicht! Da liegt einer von der Ems neben uns, und wir merken es nicht!

So gaaanz langsam dringen Rudimente längst vergessener Ereignisse wieder in mein Bewusstsein.
....Jannes......Oldersum.....ein Mann alleine an Bord.....hmm....

Ich hatte vor einigen Jahren einmal über eine Kontaktanzeige in der "Yacht" ein Date mit einem Segler. (Später stellte sich heraus, dass eine Freundin von mir den selben Mann auch schon „gedatet“ hatte (was wir beide sehr lustig fanden). Sein Schiff hieß auch Jannes und lag in Oldersum. Merkwürdig; sah der nicht ganz anders aus?

Ich nehme mir vor, ihn bei der nächsten Gelegenheit anzusprechen. Alles andere wäre jetzt doof. Wir begegnen uns wenig später auf dem Steg. „Du bist ja komisch!“, - ich bekomme gleich die volle Breitseite! „Äh, ja, ich hab´ dich nicht erkannt. Komm doch nachher mal auf ein Bier vor bei.“ Er ist es also tatsächlich und ich habe ihn nicht wieder erkannt. Wie peinlich! Erwin kommt später noch auf ein Glas Wein vorbei. Er erzählt, dass er schon in Swinemünde von mir gehört hatte (das war der Lehrer; ist anscheinend immer noch da). Erwin ist auch schon einige Wochen unterwegs und möchte noch ein paar Seemeilen mehr als ich zurücklegen.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Shoppen in Wrzeszcz

Neben uns hat ein kleiner Segler angelegt. Das Schiff heißt „Jannes“ „Vom Namen her muss dieses Schiff auch wohl von der Nordseeküste kommen“, sage ich zu Kiki...

Heute fahren wir zum ersten Mal in Polen mit dem Zug. Wir wollen in den Stadtteil Wrzeszcz. In diesem Viertel etabliert sich laut Reiseführer in den letzten Jahren die Künstlerszene von Gdansk. Nebenbei haben wir von Barbara erfahren, dass es dort ein riesiges, supermodernes Einkaufscenter gibt. Da haben wir dann also alles auf einmal: Kultur, Boutiquen, Cafés, Kneipen...

Die „Hürde“ Zug meistern wir ohne Zwischenfälle (wir kommen tatsächlich in Wrzeszcz an). Direkt am Bahnhof liegt das Einkaufscenter, von dem Barbara uns erzählt hat. Dort gehen wir als erstes rein (liegt ja quasi auf dem Weg zur Kultur)...

Um es kurz zu machen: Wir verbringen etliche Stunden dort, kaufen nach Herzenslust ein und lassen Kultur Kultur sein. Stunden später fahren wir völlig erschöpft wieder in die Altstadt zurück. Dort schleppen wir uns noch mit letzter Kraft in ein weiteres Einkaufscenter. Kiki hatte dort Turnschuhe gesehen, die sie sich noch kaufen möchte. Ich bekomme hier noch (in letzter Sekunde) Familienzuwachs: Sie heißt „Jennifer“ – meine neue Handtasche...

Mittwoch, 20. Mai 2009

Sightseeing mit Barbara

Danzig, wir kommen!! Nach dem walken, Wäsche waschen und Frühstück begeben wir (Jürgen mit drei Frauen – der Arme...) uns auf eine erste Shopping – Tour in die City. Es werden (na was wohl?) Schuhe und Hand­taschen gekauft. (Ich selbst halte mich heute noch mühelos zurück!!!).

Kleiner Mittagssnack nebst Ruhepause. Dann geht es wieder los. Barbara, unsere Stadtführerin aus GdanskWir haben eine Stadtführung ge­bucht. Unsere Stadt­füh­re­rin Barbara macht ihre Sache wirklich gut. Sie erzählt uns sehr lebendig und an­schau­lich vieles zur Stadt­ge­schich­te und zu den Gebäuden. Gdansk / Danzig wurde noch in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges nahe­zu völlig zerstört. Die Fassaden wurden innerhalb von acht Jahren originalgetreu wieder aufgebaut. Die Stadt ist wirk­lich wunderschön! Ich kann mich gar nicht satt sehen...

Die vielen neuen Eindrücke lassen wir bei einem Bierchen im Steuerhaus etwas sacken. Heute Abend wollen wir wieder essen gehen. Das Essen ist hier nämlich vorzüglich und dazu auch noch preiswert. Aber vorher wird sich noch ordent­lich „angehübscht“. In solch einer Stadt kann man unmöglich im seglerübli­chen Fleece dinieren!
Da muss das lila Röckchen nebst Silberschühchen her! Griet ist schon reichlich genervt. Sie hat nämlich Hunger! Endlich geht es los, und wir lassen uns essenstechnisch reichlich verwöhnen.

Dienstag, 19. Mai 2009

Blind"flug" nach Gdansk

Und noch einmal früh aufstehen... Heute ist es total nebelig. Gehe einmal die Mole entlang. Die Sicht beträgt um sechs Uhr morgens keine 100 Meter; aber das kann sich ja noch ändern im Laufe der nächsten Stunden.

Mit meiner Seekarte gehe ich zum Hafenamt. Es gibt auf unserer Strecke zwei Sperrgebiete. Ich möchte wissen, ob diese heute befahrbar sind. Wir haben Glück; heute dürfen wir sie passieren!

Legen um sieben Uhr ab. Es ist nach wie vor sehr nebelig; ich fahre nur nach Plotter. Kiki muss draußen sitzen, um zu hören, ob uns möglicherweise irgendein anderes Schiff entgegenkommt. (Im Steu­er­haus würden wir ein anders Schiff aufgrund der eigenen Motoren­geräusche nicht hören können.)

Bei spiegelglatter See fahren wir unter Maschine dicht an der Halb­insel Hel mit fünf Knoten entlang. Der Nebel ist doch reichlich er­mü­dend. Kiki ist auch nicht mehr ganz so wohl. Ihr fehlt wahr­schein­lich der Horizont (oder aber ein Bier...).

Wir beschließen, in Hel eine kleine Mittagspause einzulegen und die weitere Wetterentwicklung abzuwarten. Kaum haben wir im Hafen festgemacht, kommt die Sonne hindurch. Ich gehe eine Runde wal­ken und einkaufen, während Kiki einen Salat schnippelt. Frisch ge­stärkt beschließen wir, unsere Fahrt nach Danzig fortzusetzen. Es ist zwar inzwischen wieder recht nebelig, aber mit dem Plotter wird es schon gehen.

Für die Fahrt durch die Danziger Bucht brauchen wir noch mal drei Stunden. Dann endlich erreichen wir die Einfahrt von Danzig. Über Kanal 14 melde ich uns bei Port Control Gdansk an. Danach stoßen wir mit einem Glas Sekt auf Gdansk an.

In der „Marina Gdansk“ werden wir schon erwartet: Griet und Jürgen stehen am Steg; sie haben uns eine Box organisiert. Leider ist sie viel zu schmal. Unser fast zukünftiger Bootsnachbar hat schon Schweiß­perlen auf der Stirn, als er den hohen Bug auf sich zufahren sieht. Wir drehen bei und suchen uns eine andere Box. Nun gibt es erst mal einen Begrüßungs – Anlegertje im Steuerhaus. Später gehen wir in der „Taverna“ essen (absolut empfehlenswert).

Montag, 18. Mai 2009

60 Seemeilen der Dusche entgegen

Gestern Abend haben wir beobachtet, dass die Crew des Seglers
auf der anderen Seite des Hafenarms mit geschultertem Handtuch von Bord gegangen und in einem Gebäude verschwunden ist. Dort scheint es doch Duschen zu geben.

Da wir gegen sechs Uhr ablegen wollen, stehe ich um fünf Uhr auf, und mache mich auf den Weg zu dem Gebäude auf der gegen­über­lie­gen­den Seite. Nach zehn Minuten Fußmarsch erkenne ich, wie lang sich der Hafenarm noch hinstreckt. Es sind schätzungsweise noch fünf Kilometer (ich übertreibe nicht!) bis zu den Duschen – von denen wir gar nicht genau wissen, ob es tatsächlich auch welche sind. Ablegen und ´rüberfahren wäre die einzige Alternative. Dazu habe ich jetzt keine Lust mehr. Da muss der gute alte Waschlappen (wie in den Anfangszeiten meiner Tour) eben wieder seine Dienste leisten (es ist natürlich nicht der von vor zwei Monaten....).

Nebenbei koche ich Kaffee. Der Duft lockt schließlich auch Kiki aus der Koje. Legen um sechs Uhr ab. 60 SM sind es bis Wladyslawowo. Anfangs weht es noch einigermaßen. Setze gleich alle Segel. Lassen den Motor langsam mitlaufen und machen so zwischen 5,5 und 6,5 Knoten. Bald schon lässt leider der Wind nach. Die Segel werden geborgen, aber nur unter Maschine machen wir heute auch immerhin zwischen 4,5 und 5 Knoten. Sobald Wind aufkommt, werden die Segel immer wieder mal gesetzt. Auf diese Weise kommen wir relativ zügig voran.

Erreichen Wlasilawowo gegen 18.30 Uhr. Es gibt hier eine kleine Steganlage für Gastlieger; ansonsten ist man umgeben von alten, rostigen Fischerbooten. Der Hafen wirkt nicht wirklich reizvoll. Aber: Hier gibt es nun endlich die heißersehnte Dusche. Was für eine Wohltat!

Nun sind es nur noch etwa 40 SM bis Danzig. Wir sind schon voller Vorfreude!

P.S.: Dieses ist übrigens der erste Text, den ich selbst gepostet habe!! (natürlich noch mit Jürgens Hilfe – er sitzt neben mir).

Sonntag, 17. Mai 2009

Früher Vogel fängt den Wurm

Legen um 5.00 Uhr (!!!) ab. Heute wollen wir 53 SM bis Ustka (Stolpmünde) zurücklegen. Es ist kaum Wind; also bleiben die Segel unten. Unter Maschine machen wir etwa fünf Knoten. Wir wechseln uns beim Steuern ab. So wird es ein recht kurzweiliger Törn.

Später briest es noch mal auf. Wir haben die See gegen an und machen zeitweise weniger als einen Knoten Geschwindigkeit. Ich setze das Großsegel hinzu. Jetzt geht es wieder wesentlich besser voran! Erreichen Ustka gegen 19.30 Uhr.

Hier liegt man an der Kaimauer zentral im Ort. Aber es gibt weder einen Hafenmeister noch Duschen (dafür aber auch kein Liegegeld). Außer uns liegen hier noch zwei weitere Sportboote; ansonsten gibt es hier nur etliche alte, kleine Fischerbötchen und den Seenotrettungskreuzer. Ich gehe eine Runde walken (nach so langen Touren muss ich einfach an Land und mich bewegen). Kiki bleibt an Bord.

Samstag, 16. Mai 2009

Warten auf Kiki

15./16.05.2009

Ich nutze die beiden Hafentage zum Aufräumen, Putzen, Nähen und für kleinere Reparaturen. Zwischendurch gehe ich viel spazieren und Fahrrad fahren.

Abends surfe ich durchs Internet (hier hat man Zugang umsonst). Lade zum ersten Mal ein Lied herunter („Auflösen“ von den Toten Hosen). Mein nächstes Crewmitglied Kiki kommt am Samstagabend. Dann geht es weiter gen Osten. Bis Danzig sind es noch ca. 150 SM.

Kolberger Ansichten

Hafen KolbergMuthje im Kolberger Hafen
Hafen KolbergKiki - Ankunft in Kolberg

Donnerstag, 14. Mai 2009

Wehmut

Abschiedsstimmung... Janneke packt nach und nach ihre Sachen. Wir gehen noch mal gemeinsam in die Stadt. Ein paar kleine Einkäufe wer­den getätigt. Janneke möchte so gerne noch Räucherfisch essen. Der soll hier besonders lecker sein. An der Strandpromenade gibt es einen Fischwagen. Dort besorge ich geräucherten Lachs und Heil­butt. Dazu gibt es Bratkartoffeln und Salat. Echt lecker!!

Abends sitzen wir noch gemütlich zusammen und trinken Sekt mit frischen Erdbeeren. (Obst und Gemüse werden hier an jeder Ecke an kleinen Ständen angeboten.) Kurz vor zehn brechen wir auf Richtung Bahnhof. Von hier soll der Bus abfahren. Wir sind uns nicht ganz sicher, wo der Bus halten könnte. Außer uns wartet hier nur noch ein älteres Ehepaar. Ich spreche die Frau an. Sie wollen mit dem glei­chen Bus fahren. Also sind wir hier richtig. Gegen zehn vor elf kommt der Bus tatsächlich an. Tschüß, Janneke!

Auf dem Rückweg denke ich über all die Besuche und Abschiede während meiner Tour nach. Jeder hat ein anderes Verkehrsmittel gewählt: Maike und Gerke sind mit dem Auto weggefahren, Chris­tiane und Wera haben die Fähre genommen, meine Mutter den Zug, Thor­sten, Christine und Carolin ihr Schiff, und Janneke fährt mit dem Bus nach Hause. Griet und Jürgen werden wahrscheinlich ein Flug­zeug nehmen. Fehlt eigentlich nur noch die Rakete. (Ich habe ja schon seit langem den Verdacht, dass das mir vom Schicksal vor­be­stimmte Wesen in einem anderen Sonnensystem lebt. Wer mag das wohl sein...?)

Mittwoch, 13. Mai 2009

Kolberg

Wir lassen es heute Morgen ruhig angehen. Ich gehe walken und an­schließend duschen. Janneke bereitet während dessen das Frühstück vor.

Am späten Vormittag schauen wir uns gemeinsam die Stadt an. Kol­berg ist im Krieg nahezu völlig zerstört worden. Einige Straßenzüge wurden originalgetreu wieder aufgebaut. Das Seebad hat eine über 100jährige Geschichte als Kurort.

Im Reisebüro buchen wir für Janneke die bevorstehende Rückfahrt nach Jemgum. Es fährt ein Bus von Danzig über Kolberg nach Ham­burg – für ca. 35 Euro. Von Hamburg kann Janneke dann mit dem Zug die restliche Strecke zurücklegen. Kehren am späten Nachmittag wieder an Bord zurück und genießen unser Hafenleben.

Dienstag, 12. Mai 2009

„A problem with the electric!”

Morgens herrscht reges Treiben im Hafen. Die beiden Fischerboote, die gestern noch spät abends eingelaufen sind, werden entladen. Hier geschieht das alles noch manuell. Viele Hände packen mit an, ent­wir­ren die Netze, sammeln die Fische heraus usw. Es dauert mehrere Stunden, bis die Arbeit erledigt ist.

Legen gegen 11.00 Uhr ab. Heute soll es nach Kolberg gehen – Jan­nekes letzter Hafen auf dieser Tour. Von dort aus fährt sie wieder zurück nach Jemgum. Der Wind weht etwas kräftiger, aber leider von der Windrichtung her ungünstig.

Die See ist recht aufgewühlt. Wir machen einen langen Schlag unter Großsegel und Maschine raus und hoffen dann – unter voller Be­se­ge­lung – eine schnelle Fahrt zu haben. Immerhin liegen heute etwa 45 SM vor uns. Leider flaut der Wind ab, kaum dass wir beigedreht sind. Die Maschine bleibt an, und selbst dann schaffen wir gegen die Wel­len höchstens 4 Knoten. Aber es ist wenigstens sonnig!

Heute fahren wir in die Dunkelheit hinein. Die Positionslichter funk­tio­nie­ren nicht. Der Schalter scheint defekt zu sein. Erreichen Kolberg erst gegen 22.00 Uhr. Kurz vor dem Einlaufen in den eigentlichen Yacht­hafen werden wir von zwei „Offiziellen“ angehalten. Sie wollen u.a. wissen, warum wir unser Funkgerät nicht angeschaltet haben. (Wir hätten uns über Funk Kanal 12 melden müssen.) Da muss eine kleine Notlüge her. „We have a problem with the electric!” antworte ich. Wir dürfen weiterfahren.

Im Hafen angekommen erwartet uns schon der Hafenmeister. Er legt uns Landstrom; wir bedanken uns mit einem Kruiden. Fröhlich hakt er mich unter und (ver-)schleppt mich in einen Bauwagen. Oh je; ob ich hier wohl unbeschadet wieder herauskomme? Aber der Hafenmeister ist harmlos; wir regeln die Formalitäten, ich bekomme einen Schlüssel für die sanitären Anlagen und gehe zufrieden wieder an Bord zurück.

Janneke und ich genehmigen uns noch einen Sekt. Ich mache noch einen Landgang; ich brauche Bewegung. Janneke „wandert“ in die Koje.

Montag, 11. Mai 2009

„Prschztschrbotnschnpp...” in Dievenow

Janneke in Kolberg
Legen gegen 12.00 Uhr ab. Unser Ziel ist heute das etwa 21 SM ent­fernte Dievenow. Es weht ein schwacher bis mäßiger Nord­west­wind. Wir setzen alle Segel und verleben einen ruhigen (nicht sehr schnel­len) Törn. Janneke steht unermüdlich am Steuer.

Erreichen gegen 19.00 Uhr den kleinen Fischereihafen. Wir sind das ein­zige Sportboot hier. Ich melde uns beim Hafenmeister an. Auf dem Rückweg kommt mir ein Pole entgegen. Er fragt mich:
„Prschztschrbotnschnpp Schrztyzschrpt?“
Ich zeige ihm den Weg zum Hafenmeister. Genau das wollte er wissen. (Ich wusste gar nicht, dass in mir solch ein Sprachtalent schlummert.)

Ich mache abends noch einen längeren Spaziergang und schaue mir das Dörfchen an; Janneke bleibt an Bord.

Sonntag, 10. Mai 2009

Endlich in Polen - und was polnische Frauen lieben

Marienbildnis in Świnoujście (Swinemünde)Die Einreise in Polen war denkbar unkompliziert. Sämtliche Grenz­for­ma­li­täten sind seit letztem Jahr abgeschafft! Der Yachthafen bietet jeg­lichen Service: Großzügige sanitäre Anlagen mit Waschmaschine, Strom, Wasser, Internet.

Muthje in Świnoujście (Swinemünde) Gehe morgens walken und bekomme einen ersten Eindruck von der Stadt. Sie wirkt etwas ärmlich und verbraucht – aber nicht ver­wahr­lost oder schmutzig. Hier fehlt anscheinend einfach das Geld. Die Mode, die in den Schaufenstern ausgestellt wird, haut mich nicht vom Hocker: „Altbacken meets Kitsch“. Die polnischen Frauen lieben an­schei­nend Handtaschen; jedes vierte Schaufenster ist vollgepackt mit Taschen unterschiedlichster Art. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.


Janneke und ich machen später einen gemeinsamen Rundgang durch die Stadt. Wir wollen heute Abend essen gehen und suchen bei der Gelegenheit schon mal das von „Marco Polo“ empfohlene Restaurant. Es liegt recht zentral an der Christuskirche. Wir finden es recht schnell. Erledigen noch die nötigsten Einkäufe und gehen dann zurück zum Schiff. Während Janneke sich ein wenig ausruht, mache ich noch eine kleine Tour mit dem Rad durch die Stadt und an den Strand. Ich entdecke einen Stadtteil in Strandnähe, der kurz nach der Wende ganz neu hochgezogen wurde.

Abends gehen wir in besagtes Restaurant. Die Portionen sind riesig, die Preise miniklein. Wir zahlen nicht mal 20 Euro für zwei Gerichte inkl. Getränke!

Samstag, 9. Mai 2009

Aufgesessen - auf dem Weg nach Świnoujście (Swinemünde)

Legen um viertel nach acht ab, denn die erste Brückenöffnung ist um neun Uhr. Heute haben wir mit 43 SM einen längeren Törn vor uns. Motoren durch die Wyk – hier scheint die Natur noch relativ un­be­rührt bzw. unbeschadet zu sein (so war die Ems auch einmal...). Fahren hinaus auf den Greifswalder Bodden. Die Sicht ist klasse; Sonnenschein; ca. drei Windstärken aus W – SW. Setzen gleich alle Segel und machen den Motor aus. Janneke steuert, ich navigiere.

Segeln mit Muthje unter der OstseesonneAn der nördlichen Spitze von Usedom ist ein Sperr­gebiet; hier liegen ein paar Wracks. Wir umrunden das Gebiet recht knapp ... und sitzen! Zu dumm, dass es hier kein Hochwasser gibt. Ich will nicht ins Was­ser, um das Schiff wieder herunterzuschieben! Ich überlege einen klitzekleinen Moment, ob denn nicht vielleicht Janneke...?! („Ollen mutten erst weg.) – Aber ich verwerfe diesen Gedanken wieder.

Die polnische Gastflagge ist gehisstMit Maschine und Fockbaum kriege ich das Schiff auf Halbwindkurs gedreht. Hole die Segel dichter (Janneke muss das Steuer halten), und dann wird kräftig mit dem Fockbaum abgedrückt. Ganz lang­sam lässt Muthje sich Stück für Stück vorwärts drücken. Bald sind wir wieder frei. Gerade noch mal Glück gehabt! Wir setzen unsere Fahrt fort und erreichen Swinemünde gegen 19.30 Uhr.

Leuchtturm in der Einfahrt von SwinemündeLegen im Yachthafen Swinemünde an. Der Hafen ist schön gelegen an einem Park, und Platz zum Man­ö­vrie­ren ist hier reichlich. Ich gehe als erstes an Land, um Zlotys zu besorgen. Janneke hat die Auf­gabe, Kontakte zu knüpfen, um vielleicht noch ei­ni­ge Tipps für Polen zu bekommen. Sie zeigt vollen Einsatz und wandert sofort mit einer Flasche Krui­den über den Steg...

Windmühle in der Einfahrt nach SwinemündeKurze Zeit später komme ich mit den polnischen Scheinen zurück; Hafengeld ist auch schon bezahlt (lächerliche 11 Euro für zwei Nächte). Wir stoßen mit Sekt auf unseren schönen Segeltörn an. Ein Stegnachbar spricht uns an. Ich bin ihm schon in Rostock und in Stralsund aufgefallen. (Er ist auch Förderschullehrer – man trifft sich eben immer wieder...)

Freitag, 8. Mai 2009

Greifswald

Gehe endlich mal wieder walken und bringe bei der Gelegenheit gleich Brötchen mit. Die Innenstadt erinnert sehr an Stralsund mit dem Markt­platz und den alten Handelshäusern – nur alles etwas kleiner und bescheidener.

Tausche heute nach dem Frühstück die leere Gasflasche gegen eine volle Gasflasche ein. Der Schiffsausrüster ist direkt am Hafen. Über­haupt bietet der Hafen einen sehr guten Service: Liegegeld 15 Euro inkl. Strom, Wasser, Internet; Designerduschen und –Toiletten (so etwas habe ich in Häfen noch nie erlebt; mein Bad zu Hause ist nicht hochwertiger).

Heute wasche ich mal wieder eine Maschine Wäsche (erst das vierte Mal in meiner Zeit an Bord). Später geht es in die Stadt; es ist zwar sonnig und warm – aber auch etwas schwül – Gewitter liegt in der Luft. Zwischendurch flitze ich schnell zum Hafen, um die Wäsche auf­zuhängen. Die Maschine hat das Wasser nicht abgepumpt, und die Wäsche ist noch klitschenass. Da dauert das Trocknen heute wohl etwas länger.

Wieder in der Stadt angekommen, fängt es an zu regnen. Wir warten den gröbsten Schauer ab und gehen dann zum Schiff. Ich muss heute dringend noch Sekt und Wein für die nächste Mannschaft einkaufen. In Polen wird der Sekt wohl recht teuer sein. Mit dem Fahrrad ist das Ganze innerhalb einer Stunde erledigt. Am frühen Abend gehen Jan­neke und ich am Hafen noch einen Cocktail trinken. Gut gelaunt keh­ren wir an Bord zurück....

Donnerstag, 7. Mai 2009

Wer ist hier die Langschläferin?

Heute steht Janneke vor mir auf (sie will nicht noch mal „Lang­schlä­ferin“ sein...). Ein Blick in die Zeitung verrät mir, dass ich leider nicht im Lotto gewonnen habe. Ich dachte, vielleicht gibt es irgendeine Möglichkeit, diese tolle Zeit noch zu verlängern...

Legen um 12.00 Uhr ab. Es ist deutlich wärmer als gestern, und der Wind hat nachgelassen; aber die Sonne will sich noch nicht so recht zeigen. Der Wind weht aus SW; wir setzen Fock und Großsegel; end­lich Motor aus. Es ist ein ganz ruhiges, gemütliches Segeln heute. Janneke ist in ihrem Element; sie steht fast die ganze Zeit am Steu­er.

Für die 21 SM benötigen wir sieben Stunden. Erreichen um 19.00 Uhr den Stadthafen Greifswald und finden hier ein idyllisches Plätzchen.

Mittwoch, 6. Mai 2009

Einzelgänger

Janneke entwickelt sich zur Langschläferin. Während ich schon Brötchen und Zeitung besorge, „schnurkt“ sie seelenruhig in ihrer Koje.

Heute haben wir ein Sturmtief. Die Böen pfeifen nur so über uns hin­weg. Gehen am späten Vormittag in die Stadt. Janneke möchte eine Stadtrundfahrt machen; ich gehe derweil ins Internetcafé und ein we­nig bummeln. Treffen uns nach einer Stunde wieder. Die Rund­fahrt hat leider nicht stattgefunden; Janneke war der einzige Gast.

Gehen gemeinsam in das „Museumshaus Mönchstraße 36“; dieses 1320 erbaute Gebäude wurde in den 90er Jahren in mühevoller Arbeit saniert und steht nun der Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Ver­fü­gung. Wirklich sehenswert!

Abends gehen Janneke und ich getrennte Wege. Ich möchte un­be­dingt noch in den „HanseDom“ (eine vielversprechende Sau­na­land­schaft); Janneke möchte an Bord bleiben.

Die Sauna ist toll! Falls ich auf dem Rückweg noch mal nach Stral­sund komme, werde ich dort einen ganzen Tag verbringen. Auf dem Rück­weg zum Boot verfahre ich mich dermaßen, dass ich über eine Stunde brauche, bis ich endlich den Hafen wieder finde. Im Dunkeln sieht ein­fach alles anders aus...

Dienstag, 5. Mai 2009

Besuch im Meeresmuseum Stralsund

Stralsunder Idyll

Wir starten den Tag mit einem fürstlichen Früh­stück. Es ist fieser Nieselregen und so be­schlie­ßen wir, heute das Meeresmuseum zu be­sich­ti­gen.

Das Museum ist beeindruckend; wir sind beide begeistert! Wir sehen Aquarien mit un­ter­schied­lich­sten Meeresbewohnern; es gibt eine Ab­tei­lung Fischfang, eine Abteilung Wale (mit einem riesigen Walskelett) und vieles mehr. Nach dieser Besichtigung habe ich den Eindruck, dass es im Wasser eine sehr viel größere Artenvielfalt gibt als an Land.


Später gehen wir in ein gemütliches Café und schreiben Postkarten. Anschließend begeben wir uns wieder an Bord. Wir verleben einen gemütlichen Abend (nach langer Zeit mal wieder mit Ofen an).

Montag, 4. Mai 2009

Stralsund

Barhoefter HafenBarhoefter HafenBarhoefter Hafen

Stehen zeitig auf. Heute wollen wir eine kleine Tour nach Stralsund machen. Auf dem Weg von Barhoeft nach StralsundEs sind nur acht Seemeilen. Vorher wird noch der Dieseltank befüllt (100 l). Legen gegen 9.00 Uhr ab. Es ist kalt, windig mit fet­ten Böen. Wir könnten bei dem Südwestwind gut segeln, aber immer wieder erwischen uns Regenschauer. Nass wer­den wollen wir heute nicht; also bleiben die Se­gel unten. Der Wind pustet uns auch so recht flott nach Stralsund. Legen gegen 10. 30 Uhr an.

Nach einer kleinen Stärkung erkunden wir die Stadt. In der Altstadt sind viele Häuser gut erhalten und inzwischen auch liebevoll res­tau­riert. Wirklich sehenswert! Nach einem ersten Rundgang kehrt Jan­neke zurück zum Schiff. Ich habe mich noch nicht satt gesehen und streife weiter durch die Straßen. Am späten Nachmittag gibt es Mittagessen; anschließend überlegen wir uns Unternehmungen für die nächsten Tage. Da ein Sturmtief im Anmarsch ist, werden wir vor­aus­sichtlich erst am Donnerstag weiterfahren. Aber Polen ist ja nun nicht mehr weit...

Sonntag, 3. Mai 2009

Abschied von Rostock

Legen um 7. 00 Uhr ab. Es ist diesig, bewölkt und schwachwindig (der kommt aber endlich mal aus West). Nichts los auf der Ostsee. Setze das Großsegel hinzu; es bringt bei dem wenigen Wind über­haupt nichts. Wir motoren endlose Stunden ostwärts. Janneke übt das Fahren nach Kompass. Die Sonne will heute nicht zum Vorschein kommen. Statt­des­sen fängt es an zu regnen! (Kenn ich gar nicht mehr!)

Erreichen nach 12 Stunden Barhöft. Eigentlich woll­ten wir ja nach Stralsund; aber wir haben beide kei­ne rechte Lust mehr. Es regnet sowieso. In Stral­sund würden wir auch nichts mehr unternehmen; also bleiben wir hier. Abends „rücken wir die Welt zurecht“...

Samstag, 2. Mai 2009

Janneke

Heute bekomme ich endlich meine Duschmarke. Bei der Gelegenheit kaufe ich für Muthje eine neue Halterung für den Bootshaken (der muss auch mal lackiert werden; kommt noch). Der Wassertank wird neu befüllt. (Ich muss jetzt immer an Juist denken, wenn ich Wasser tanke...). Später kaufe ich frische Lebensmittel. Schnell noch eine Runde walken. Gegen halb sechs wird Janneke ankommen. Ich brauche nicht nach ihr Ausschau zu halten, denn ich weiß schon, was kommt...

Janneke voller Vorfreude in Rostock„DRUNI!!!!!“, schallt es quer durch den Hafen. Janneke ist da! Der Taxifahrer schleppt ihre Sachen und will auch gleich anheuern. Nix da! Es gibt einen Begrüßungssekt. Janneke berichtet die neuesten Neuigkeiten aus Jemgum. Später gehen wir essen und machen einen Spaziergang. Janneke ist voller Vorfreude! Morgen früh wollen wir aufbrechen gen Osten.

Freitag, 1. Mai 2009

Rostocker Impressionen

Straße in RostockSpielende Kinder? Skulptur in RostockRostock - gefährlicher Sitzplatz
Hansestadt Rostock - Wegweiser zu den Handelspartnern
Altstadt RostockKirche in RostockRostocker Hinterhof

Ein Gefühl von Freiheit

Rostock - Blick aus dem Steuerhaus
Heute wird das Schiff aufgeklart, denn morgen kommt mit Janneke „neue Mannschaft“. Aber erst mal duschen. Beim Yachtausrüster gibt es die Duschmarken. Ich wundere mich, dass die Tür verschlossen ist. Habe ich mich in der Zeit versehen oder im Tag?

Es dauert einen Moment, Lee und Muthje in trauter Zweisamkeitbis ich begreife, dass der erste Mai selbst­ver­ständlich ein Feiertag ist. (Demnach habe ich mich schon weit von jeglichem ge­sell­schaft­lichen und zivilen Leben entfernt, und das ge­fällt mir.) Ich kann damit heute weder ein­kau­fen noch duschen. (Das gefällt mir aller­dings nicht so gut.)

Einige Stunden verbringe ich mit aufräumen, putzen, Kojen beziehen, Deck schrub­ben usw. Später gehe ich noch mal auf ein Eis in die Stadt. Abends walken und nähen.