Donnerstag, 9. April 2009

Schattenseiten

Mache den ganzen Vormittag nichts außer Kaffee trinken, duschen und Sonne genießen. Gehe mittags noch mal kurz ins Internetcafé (Berichte für die Homepage meinem Schwager Jürgen mailen – er setzt sie dann ein; ich kann das immer noch nicht). Lege um 13.00 Uhr ab; Ziel ist Kiel.

Das Ausschleusen ist genauso unproblematisch wie das Einschleusen (Kanalgebühren betragen 12 Euro). Möchte in Kiel in den Germania­hafen; das ist praktisch das allerletzte Ende der Kieler Förde und liegt in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs. Dieser Hafen wurde im Hafen­führer ganz nett beschrieben. Außerdem hat er den großen Vorteil, dass man dort an der Kaimauer festmacht. (Üblich sind in der Ostsee eher Boxen mit Pfählen, und ich habe bisher noch keine Idee, wie ich DAS alleine hinkriegen soll?). Ich telefoniere mit dem Brückenwärter; er macht mir unverzüglich auf. Finde ein schönes Plätzchen nahe der Brücke.

Wie sich bald zeigt, ist dieser Hafen für alleinreisende Frauen nicht empfehlenswert. Denn: Nicht nur ich finde dieses Plätzchen schön. Hier tummeln sich auch jede Menge Punker und die „Schwarz-Geklei­deten“ (wie nennen sie sich noch? Früher hießen sie „Grufties“). Es ist noch früh am Abend, der Alkoholpegel der Gruppe scheint noch nicht so hoch, und NOCH ist alles friedlich. Ich beobachte das Treiben eine Weile, sehe viele freundliche, aber eben auch einige eher „verschlagene“ Gesichter. Möchte gerne noch kurz an Land gehen. Zum ersten Mal verschließe ich das Schiff (das habe ich noch nicht mal in Hamburg gemacht).

Komme nach einer guten Stunde zurück. Der Alkoholpegel der Gruppe ist merklich gestiegen. Ich bin noch nicht lange an Bord, da pinkelt mir der erste demonstrativ vor meinen Augen vor das Schiff. „Oh je! Was das wohl noch gibt?“ Ich gehe nach unten und mache mir etwas zu essen.

Im nächsten Moment höre ich Schritte an Deck. Zwei der Typen sind an Bord geklettert. Einer liegt lässig hinten an Deck; ein weiterer sitzt auf dem Dach. („Bläst du mir einen?“) Ich habe gerade Messer und Gabel in der Hand und gehe an Deck. Ich hab Angst und bin gleich­zeitig ziemlich wütend.

Es gibt einen kurzen Wortwechsel; von oben werden die beiden von einem Dritten zurückgepfiffen. Dieser entschuldigt sich bei mir. So nach und nach löst sich die Gruppe auf. Es geht zum Feiern in die Stadt. Das ist ja noch mal gut gegangen! Mir ist dennoch nicht ganz wohl bei dem Gedanken, die Nacht über hier zu bleiben. (Was ist, wenn sie heute Nacht zurückkommen?). Aber: Ich kann hier nicht mehr weg. Die Brücke ist zu.

Ich könnte zur Sicherheit mitten im Hafenbecken ankern; aber ich bin nicht wirklich ein Anker-Freak. Nach einiger Überlegung entschließe ich mich, an einer kleinen Fähre (oder vielleicht ist es auch ein Schlepper?) anzulegen. Das ist mit Sicherheit absolut verboten, aber es ist auch der sicherste Platz, denn diese Schiffe sind durch eine Pforte von der Kaimauer getrennt. Ich kann dann zwar nicht mehr von Bord, aber es kann umgekehrt auch keiner zu mir an Bord. Verlege im Dunkeln.

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